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"Die freien V�lker der Welt erwarten von uns, dass wir ihnen helfen, ihre Freiheit zu bewahren."
Harry S. Truman
Botschaft an den Kongress vom 12. M�rz 1947.
Der Ausbruch des ersten Weltkrieges bedeutete f�r das amerikanische Volk ein j�hes Erwachen, denn die Aufmerksamkeit der �ffentlichkeit war im Jahre 1914 v�llig von der Innenpolitik in Anspruch genommen, und Europa lebte in ihren Vorstellungen vor allem als Tr�ger einer stolzen kulturellen Tradition. Doch es dauerte nicht lange, und amerikanische Politiker wie auch die breiten Massen bekamen die Auswirkungen des Konflikts, der sich anfangs in so weiter Ferne abzuspielen schien, in zunehmendem Masse sowohl im wirtschaftlichen als auch im politischen Leben zu sp�ren. Die Industrie erhielt 1915 nach einer leichten Depression durch die R�stungsauftr�ge der Alliierten neuen Auftrieb; die politischen Leidenschaften wurden durch die Propaganda beider kriegf�hrender Parteien aufgepeitscht, und die englischen Massnahmen gegen die amerikanische Hochseeschiffahrt gaben der Regierung Wilsons ebenso Anlass zu scharfen Protesten wie die deutschen. Im Laufe der Monate r�ckte jedoch die diplomatische Auseinandersetzung zwischen Amerika und Deutschland immer mehr in den Vordergrund.
Im Februar 1915 hatte die deutsche Marineleitung ihre Absicht verk�ndet, alle die Gew�sser um die britischen Inseln befahrenden Handelsschiffe zu versenken. Pr�sident Wilson dagegen machte in seiner Antwort darauf aufmerksam, dass die Vereinigten Staaten ihr traditionelles Recht auf Freiheit im �berseehandel nicht aufgeben w�rden, und erkl�rte, dass die USA Deutschland f�r alle Sch�den an amerikanischen Schiffen und Staatsangeh�rigen �f�r voll verantwortlich halten" werde. Die deutsche Regierung antwortete ihrerseits, dass die von den Alliierten gegen Deutschland verh�ngte Blockade eine noch viel brutalere Waffe sei als selbst der uneingeschr�nkte U-Boot-Krieg, da sie einen grossen Teil der Zivilbev�lkerung dem Hunger aussetzte, w�hrend der U-Boot-Krieg nur diejenigen in Mitleidenschaft z�ge, die freiwillig ihr Leben auf dem Atlantik aufs Spiel setzten. Der U-Boot-Krieg jedoch war voll von Drama und erregte Aufsehen, w�hrend die Blockade langsam und unauff�llig wirkte, und als im Fr�hjahr 1915 der englische Ozeandampfer Lusitania mit fast 1200 Menschen, darunter 128 Amerikanern, versenkt wurde, rief dieses Ereignis in Amerika ungeheure Emp�rung hervor.
Solche Schwankungen in der Haltung der �ffentlichkeit machten es Pr�sident Wilson, der wie kaum je ein Pr�sident seit Jeffersons Zeiten an den Frieden glaubte, unm�glich, eine konsequente Aussenpolitik zu f�hren; zu Beginn des Krieges hatte er seine Landsleute aufgefordert, �unparteiisch im Denken wie im Handeln" zu bleiben, und in einem Briefe aus der gleichen Zeit findet sich die Bemerkung, dass es f�r die Vereinigten Staaten ein grosses Unheil w�re, wenn sie in den Konflikt verwickelt �und damit jedes uneigenn�tzigen Einflusses zu seiner Beilegung beraubt" w�rden. Aber Wilson - und viele seiner Berater - waren ebenso davon �berzeugt, dass ein Sieg Deutschlands die Herrschaft des Militarismus �ber Europa bedeuten w�rde und nicht nur die Sicherheit der Vereinigten Staaten, sondern auch die Verwirklichung seines eigenen Traumes vom Weltfrieden gef�hrden m�sste.
Diese Bef�rchtungen schienen durch die R�cksichtslosigkeit best�tigt zu werden, die der U-Boot-Krieg angenommen hatte. Als sich die deutsche Regierung jedoch am 4. Mai 1916 verpflichtete, den amerikanischen Forderungen entgegenzukommen und den U-Boot-Krieg zu beschr�nken, schien die U-Boot-Frage gel�st zu sein. Im November wurde Wilson f�r eine zweite Amtsperiode zum Pr�sidenten gew�hlt - nicht zuletzt deshalb, weil seine Partei mit dem Rufe �Wilson hat uns aus dem Krieg herausgehalten" in den Wahlkampf gegangen war. Noch im Januar 1917 verlangte Wilson in einer Rede vor dem Senat einen �Frieden ohne Sieg" und erkl�rte, nur ein solcher Friede werde von Dauer sein.
Neun Tage sp�ter jedoch teilte die deutsche Regierung in einer Note die Wiederaufnahme des uneingeschr�nkten U-Boot-Krieges mit und ver�nderte damit die gesamte Situation, denn nun setzte sich allgemein die �berzeugung durch, dass der Eintritt der Vereinigten Staaten in den Krieg nicht mehr zu vermeiden war. Die Versenkung von f�nf amerikanischen Schiffen folgte, und am 2. April 1917 forderte Wilson vom Kongress die Kriegserkl�rung an Deutschland. Die Regierung leitete unverz�glich die Mobilmachung der amerikanischen Streitkr�fte, der Arbeiter, der Industrie und der Landwirtschaft ein; ein m�chtiger Geleitzug nach dem anderen stach alsbald von amerikanischen H�fen in See, und bis zum Oktober 1918 war eine amerikanische Armee in St�rke von �ber 1,75 Millionen Mann nach Frankreich gebracht worden.
Als erste unter den amerikanischen Streitkr�ften trat die Kriegsmarine in Erscheinung und leistete den Engl�ndern bei der Durchbrechung der U-Boot-Blockade entscheidende Hilfe. Im Sommer 1918 spielten dann aber auch frische amerikanische Truppen bei der Abweisung einer langerwarteten deutschen Grossoffensive eine ausschlaggebende Rolle zu Lande, und im November beteiligten sich mehr als eine Million amerikanischer Soldaten f�hrend an der gewaltigen alliierten Offensive an der Maas und in den Argonnen, die den Durchbruch durch die vielger�hmte Hindenburglinie erzwang. Auch Pr�sident Wilson selbst nahm einen entscheidenden Einfluss auf den Gang der Kriegsereignisse. Es trug wesentlich dazu bei, das Kriegsende rasch herbeizuf�hren, dass er, der von allem Anfang an den Standpunkt vertreten hatte, dass der Kampf nicht gegen das deutsche Volk, sondern gegen dessen selbstherrliche Regierung gef�hrt werde, die Kriegsziele der Alliierten ausdr�cklich klarmachte. Im Januar 1918 unterbreitete er dem Senat seine ber�hmten Vierzehn Punkte als Grundlage f�r einen gerechten Frieden. Er verlangte die Beseitigung geheimer diplomatischer Vereinbarungen, Garantien f�r die Freiheit der Meere, die Niederlegung der zwischen den L�ndern bestehenden Wirtschaftsschranken, Abr�stung und eine Neuordnung der kolonialen Anspr�che unter Ber�cksichtigung der Interessen der einheimischen Bev�lkerungen. Weitere, konkreter formulierte Punkte zielten darauf hin, den V�lkern Europas das Selbstbestimmungsrecht und eine ungehinderte wirtschaftliche Entwicklung zu sichern. Der vierzehnte Punkt des Programms f�gte Wilsons Friedensgeb�ude den Schlusstein zu: er sah die Schaffung eines V�lkerbundes vor, dessen Aufgabe es sein sollte, �grossen und kleinen Staaten in gleicher Weise gegenseitige Garantien f�r ihre staatliche Unabh�ngigkeit und f�r die Unverletzlichkeit ihres Gebietes" zu gew�hren.
Als im Sommer 1918 die deutschen Armeen zur�ckgeschlagen worden waren, brach der Wille zur Fortsetzung des Krieges in Deutschland zusammen, und als vollends frische amerikanische Einheiten in steigender Zahl in Europa eintrafen, ersuchte die deutsche Regierung schliesslich Pr�sident Wilson, Waffenstillstandsverhandlungen auf der Grundlage der Vierzehn Punkte einzuleiten. Wilson �berzeugte sieh davon, dass dieses Gesuch von Vertretern des deutschen Volkes und nicht von der Milit�rclique ausgegangen war, und einigte sich mit den �brigen Alliierten dar�ber, den deutschen Vorschlag anzunehmen. Auf dieser Grundlage wurde dann am 11. November 1918 der Waffenstillstand geschlossen.
Wilson, der gehofft hatte, dass der endg�ltige Friedensvertrag ein echter Verhandlungsfriede sein werde, sah sehr wohl, dass die vom Kriege erhitzten Leidenschaften die Alliierten zu harten Forderungen hinreissen k�nnten, und musste diese seine Bef�rchtungen bald best�tigt sehen. Er gelangte zu der �berzeugung, dass der V�lkerbund, von dem er vor allem anderen die Sicherung des Friedens in der Welt erwartete, nie verwirklicht werden k�nne, wenn er den Forderungen der �brigen Alliierten nicht entgegenkomme, und liess sich deshalb bei den Pariser Friedensverhandlungen einen seiner Vierzehn Punkte nach dem andern abhandeln. Das Wenige, das er erreichte, war meist negativ: die Abtretung Fiumes an Italien wurde durch seinen Widerstand vereitelt, die Abtrennung des gesamten Rheinlands von Deutschland, wie sie - von Clemenceau beabsichtigt war, sowie die Annexion des Saargebiets durch Frankreich wurden von ihm verhindert und der Vorschlag, Deutschland mit den gesamten Kriegsschulden zu belasten, durch seinen Einfluss abgebogen.
Von Wilsons positiven Vorschl�gen zur Herbeif�hrung eines grossz�gigen und dauerhaften Friedens war schliesslich ausser dem V�lkerbund nur wenig �briggeblieben, und Wilson erlebte das tragische Schicksal, dass sein eigenes Land es ablehnte, dem unter seinem Einfluss entstandenen V�lkerbund beizutreten. Dazu hatte auch die Tatsache beigetragen, dass ihn sein politisches Urteilsverm�gen in einem entscheidenden Augenblick im Stich liess: es war ein elementarer politischer Fehlei, kein f�hrendes Mitglied der Opposition - der Republikanischen Partei - mit der amerikanischen Abordnung zu den Friedensverhandlungen nach Paris zu senden, und es war schwerwiegend, dass er sich in seinem Kreuzzug f�r den Eintritt Amerikas in den V�lkerbund weigerte, selbst jene geringf�gigen Konzessionen zu machen, die den vorwiegend republikanischen Senat f�r die Ratifizierung einer entsprechenden Vorlage gewonnen h�tten. Nachdem er in Washington gescheitert war, versuchte er auf einer grossen Reise durch Amerika, das Volk direkt von seinem Standpunkt zu �berzeugen, und vertrat seine Sache mit gr�sster Beredsamkeit. Die Anstrengungen der Friedensverhandlungen und die schwere B�rde seines Amtes w�hrend der Kriegszeit hatten jedoch an seinen Kr�ften gezehrt; am 25. September 1919 erlitt er in Pueblo im Staate Kolorado einen l�hmenden Schlaganfall, von dem er sich nie mehr erholte. Im M�rz 1920 wies der amerikanische Senat in der endg�ltigen Abstimmung sowohl den Versailler Vertrag als auch das V�lkerbundsstatut zur�ck und brachte damit den Wendepunkt der amerikanischen Politik voll zum Ausdruck: Die Politik der Selbstbeschr�nkung (isolation) hatte begonnen, die idealistische Str�mung mit Wilson ein Ende gefunden und einer Epoche der Lethargie das Feld ger�umt.
F�r die Pr�sidentschaftswahlen von 1920 stellte Wilsons eigene Partei den Gouverneur von Ohio, James M. Cox, der unter Wilson keine besonders ins Auge fallende Rolle gespielt hatte, als Kandidaten auf. Der �berw�ltigende Sieg seines republikanischen Gegenspielers Warren G. Harding bewies jedoch eindeutig, wie tief sich die allgemeine Abneigung gegen die Ideen Wilsons eingepr�gt hatte. Dies trat auch unter Harding, der es w�hrend des Wahlfeldzuges vermieden hatte, seinen Standpunkt zur Frage des V�lkerbundes klar zu definieren, und seinen republikanischen Nachfolgern im Amt klar in Erscheinung; ihre Aussenpolitik folgte im grossen und ganzen der isolationistischen Linie.
Die von der Landwirtschaft abgesehen gute Konjunktur trug in den zwanziger Jahren ein Weiteres dazu bei, den konservativen Zug in der Politik der amerikanischen Regierung zu verst�rken. Diese Politik liess sich von der Annahme leiten, dass die Prosperit�t allm�hlich alle Schichten der Bev�lkerung erfassen m�sse, wenn die Regierung nur nach besten Kr�ften f�r das Wohlergehen des privaten Unternehmertums sorge. So traten Handel und Industrie in den Mittelpunkt, ihr Gedeihen wurde zum A und O der Politik, und die im Gesch�ftsleben �blichen Methoden wurden auf alle anderen Gebiete �bertragen. Wie Pr�sident Harding erkl�rte: �Was wir brauchen, ist eine Verminderung des Regierungseinflusses auf das Gesch�ftsleben und eine Verst�rkung des Gesch�ftsgeistes in der Regierung." - �Amerikas Gesch�ft ist das Gesch�ft", echote Pr�sident Coolidge. - �Wir in Amerika", erkl�rte Pr�sident Hoover, �stehen dichter vor dem endg�ltigen Triumph �ber die Armut als je zuvor ein anderes Land in der Geschichte."
Aus solchen Gedankeng�ngen heraus suchte die Politik der Republikaner m�glichst g�nstige Bedingungen f�r die amerikanische Industrie zu schaffen. Die Zollgesetze von 1922 und 1930 richteten erneut hohe Zollschranken auf und r�umten damit den amerikanischen Produzenten in einer Reihe von Gebieten Monopole auf dem heimischen Markt ein. Durch das zweite dieser Zollgesetze, den Smoot-Hawley Act von 1930, wurden derart hohe Z�lle festgesetzt, dass mehr als tausend amerikanische National�konomen Pr�sident Hoover ersuchten, ein Veto einzulegen. Sie sagten voraus, dass dieses Gesetz einschneidende Vergeltungsmassnahmen seitens anderer Staaten hervorrufen werde, und die Entwicklung nach 1930 hat ihre Voraussagen voll best�tigt. Die Bundesregierung nahm ferner auf Anregung des Finanzministers Andrew Mellon die Senkung der Steuern in Angriff; Mellon war der Ansicht, dass eine zu hohe Einkommensteuer die besitzenden Kreise davon abhalten werde, ihr Geld in neuen Industrieunternehmungen anzulegen, und der Kongress gab zwischen 1921 und 1929 durch eine Reihe von Gesetzen seine Zustimmung zu Mellons Vorschl�gen und hob die im Kriege eingef�hrte h�here Einkommensteuer und die Steuer auf Kriegs- und K�rperschaftsgewinne entweder ganz auf oder senkte sie erheblich.
Wenn immer die Prinzipien des privaten Unternehmertums auf dem Spiele standen, zogen die republikanischen Regierungen zu ihrer Verteidigung zu Feld. Die verschiedenen Transportation Acts von 1920 hatten noch in den letzten Monaten der Amtszeit des Pr�sidenten Wilson die Eisenbahnen des Landes von der scharfen �berwachung durch die Regierung, wie sie w�hrend der Kriegszeit bestanden hatte, befreit und sie den Unternehmern wieder unterstellt. Dar�ber hinaus verf�gten die Gesetze, dass die Gewinne der eintr�glicheren Strecken zum Teil f�r den Unterhalt der weniger rentablen verwendet werden sollten. Die gleichen Grunds�tze wurden auf die Handelsflotte angewandt, die sich zwischen 1917 und 1920 im Besitz der Regierung befunden hatte und weitgehend von ihr betrieben worden war. Auf Grund zweier in den Jahren 1920 und 1928 verabschiedeter Gesetze verkaufte die Regierung die Handelsflotte unter g�nstigen Bedingungen an private Unternehmer und gab die Garantie, dass die Verluste solcher Gesellschaften, die wenig eintr�gliche Schiffahrtslinien befuhren, ersetzt werden w�rden. Die Regierung gew�hrte �berdies Darlehen f�r Schiffsneubauten, vergab g�nstige Postbef�rderungskontrakte und half der Handelsflotte durch andere mittelbare Subventionen.
Am besten von allen vom privaten Unternehmertum beherrschten Industriezweigen fuhr wohl die Elektrizit�tswirtschaft. W�hrend des Krieges hatte die Regierung zwei grosse Stickstoffwerke am Fusse der Muscle Shoals, einer fast 60 Kilometer langen, von Stromschnellen durchsetzten Strecke des Tennessee, gebaut und entlang des Flusslaufes eine Anzahl von Staud�mmen errichtet, um die daf�r n�tige elektrische Energie zu erzeugen. Im Jahre 1928 billigten beide H�user des Kongresses eine Vorlage, um die Regierung zur Erzeugung und zum Verkauf von Kraftstrom an Privatpersonen zu erm�chtigen; Pr�sident Hoover lehnte sie jedoch mit einem scharfen Veto ab, und erst unter Pr�sident Franklin D. Roosevelt wurde der Musterbetrieb der Tennessee Valley Authority (TVA, d.h. Tennessee-Talverwaltung) als Erweiterung des Projekts geschaffen.
Nirgendwo stiess die konservative Politik der republikanischen Regierung auf sch�rfere Kritik als in der Landwirtschaft, denn auf die Farmer entfiel der geringste Anteil an der Prosperit�t der zwanziger Jahre. In der Zeit zwischen 1900 und 1920 hatten die Farmen durch die steigenden Preise f�r Agrarprodukte eine allgemeine Bl�tezeit erlebt, und die beispiellose Nachfrage nach amerikanischen landwirtschaftlichen Erzeugnissen w�hrend des ersten Weltkrieges hatte sich als starker Produktionsanreiz ausgewirkt. Die Farmer hatten bis dahin noch unbebauten, weniger fruchtbaren Boden oder seit langem brachliegende Anbaufl�chen im Kriege neu bestellt, und da der Dollarwert der amerikanischen Farmen sich verdoppelt und in verschiedenen Gegenden sogar verdreifacht hatte, hatten sie Waren und Maschinen erwerben k�nnen, die sie sich zuvor nie hatten leisten k�nnen. Gegen Ende des Jahres 1920 erlebte die auf die Erzeugung von Stapelprodukten eingestellte Landwirtschaft mit dem pl�tzlichen Fortfall der kriegsbedingten Nachfrage jedoch einen Niedergang, von dem sie sich nicht zu erholen vermochte, und die allgemeine Wirtschaftskrise nach 1930 trug weiter dazu bei, die bereits ernste Situation zu verschlimmern.
Unter den verschiedenen Ursachen, von denen sich die Depression in der amerikanischen Landwirtschaft herleiten l�sst, war der Verlust einer Reihe von Auslandsm�rkten wohl die wichtigste. In L�ndern, aus denen die Vereinigten Staaten nichts importierten, konnten die Versuche amerikanischer Farmer, ihre Erzeugnisse abzusetzen, nur wenig Erfolge verbuchen, und so wurden die amerikanischen Exporteure von den argentinischen und australischen Viehz�chtern, den kanadischen und polnischen Specklieferanten, den argentinischen, australischen, kanadischen, russischen und mandschurischen Weizenexporteuren sowie von den indischen, chinesischen, russischen und brasilianischen Baumwollproduzenten verdr�ngt. Allm�hlich schlossen sich die Tore des Weltmarktes, und die Bev�lkerung des eigenen Landes allein, die nicht mehr l�nger mit der gewohnten Schnelligkeit zunahm, vermochte den R�ckgang in der Nachfrage nicht auszugleichen.
Als die Krise in der Landwirtschaft sich in den zwanziger Jahren versch�rfte, wandten sich die Farmer mit Pl�nen und eindringlichen Hilferufen an die Bundesregierung. Meist forderten sie die Regierung auf, im Einvernehmen mit den Farmern den f�r den heimischen Markt bestimmten landwirtschaftlichen Erzeugnissen eine von dem zu exportierenden �berschuss verschiedene Behandlung zuteil werden zu lassen und die Preise auf dem Inlandsmarkt in einer H�he festzusetzen, die eine gewinnbringende Bewirtschaftung erm�glichte; der �berschuss sollte zu den auf dem Weltmarkt gezahlten niedrigeren Preisen abgestossen werden. Einer der Pl�ne dieser Art wurde durch Veto des Pr�sidenten Coolidge zum Scheitern gebracht, und Pr�sident Hoover beg�nstigte freiwillige Massnahmen der Farmergenossenschaften zur Stabilisierung der Preise. Als seine Amtsperiode zu Ende ging, hatte sein Projekt jedoch noch nichts zur L�sung des Problems beigetragen.
Auch die Beschr�nkung der Einwanderung - ein weiteres Ergebnis der Entwicklung der zwanziger Jahre - war kennzeichnend f�r den gr�ndlichen Wandel der amerikanischen Politik. W�hrend der ersten f�nfzehn Jahre des zwanzigsten Jahrhunderts hatten �ber dreizehn Millionen Menschen den Weg in die Vereinigten Staaten gefunden. Eine steigende Ablehnung der uneingeschr�nkten Einwanderung - aus einer Reihe von Gr�nden - war jedoch schon l�ngere Zeit bemerkbar gewesen: die Idee, ein grosses Reich im Inneren besiedeln zu m�ssen, war aus dem amerikanischen Bewusstsein geschwunden, und das Land zeigte den neuen Einwanderern aus S�d- und Osteuropa gegen�ber weniger Aufnahmebereitschaft als zuvor den Einwanderern aus Nord- und Westeuropa. Durch eine Reihe von Massnahmen, die in dem Gesetz �ber die Einwanderungsquote von 1924 gipfelten, wurde die allj�hrliche Einwandererzahl auf 150 000 beschr�nkt und diese Zahl auf die verschiedenen Nationalit�ten im Verh�ltnis zur Anzahl ihrer im Jahre 1920 in den USA lebenden Landsleute verteilt. Das Gesetz hatte eine Auswahl der Einwanderer zur Folge und brachte durch die drastische Einwanderungsbeschr�nkung eine der gr�ssten V�lkerwanderungen der Weltgeschichte, die sich �ber dreihundert Jahre erstreckt hatte, zum Abschluss. Allein zwischen 1820 und 1929 waren �ber zweiunddreissig Millionen Menschen aus Europa in die Vereinigten Staaten eingewandert und hatten dort eine neue Heimat gefunden, ein neues Leben begonnen und die Kultur des Landes wesentlich bereichert.
W�hrend auf diese Weise der Einwanderungsstrom bis auf ein schmales Rinnsal versickerte, fand umgekehrt eine Abwanderung von Amerikanern nach Europa statt, die zwar zahlenm�ssig nur gering, in anderer Hinsicht aber h�chst bedeutsam war. Diese Auswanderer aus Amerika waren weder Arbeiter noch Bauern, sondern meist Schriftsteller und Intellektuelle, und ihr Auszug war nicht Teil einer grossen V�lkerwanderung, sondern Ausdruck einer kritischen Haltung der amerikanischen Kultur gegen�ber. Ihre �berzeugung, dass Kunst und Geisteswissenschaften in den Vereinigten Staaten keinen guten Boden finden k�nnten, hatte sie in die Emigration getrieben; Paris vor allem wurde ihr selbstgew�hltes Exil. Diese amerikanische Kritik an Amerika - und es waren schon immer die Schriftsteller und K�nstler gewesen, die ihre Ungeduld mit den nationalen Untugenden zum Ausdruck gebracht hatten - erreichte nach 1920 einen H�hepunkt, denn gerade die Prosperit�t dieser Epoche schien den Beweis daf�r zu erbringen, dass in den Vereinigten Staaten eine �bertrieben materialistische Lebensform Eingang gefunden hatte.
Noch eindringlicher vielleicht klang ihre Klage �ber amerikanischen �Puritanismus", der in dem Verbot der Herstellung und des Verkaufs alkoholischer Getr�nke, das nach fast einem Jahrhundert erregter Debatten im Jahre 1919 durch den Achtzehnten Verfassungszusatz zum Gesetz geworden war, Ausdruck zu finden schien. Das Alkoholverbot sollte nach dem Willen seiner Bef�rworter Amerika von seinen Kneipen und von der Trunksucht befreien; allein, es rief nur Tausende von geheimen Ausschankstellen ins Leben und er�ffnete den Alkoholschmugglern eine eintr�gliche neue Laufbahn. Dass ein Gesetz bestand, das allgemein �bertreten wurde, wurde �berdies moralisch als eine Heuchelei empfunden, und f�r viele denkende Amerikaner wurde das Alkoholverbot bald zum Symbol f�r eine nationale Unzul�nglichkeit, an Bedeutung nur der weitgreifenden politischen Korruption unter Hardings Regierung vergleichbar. Unerbittliche Kritik wurde nunmehr zum Leitmotiv der amerikanischen Literatur. Der Journalist und Kritiker H. L. Mencken, der Lebensstil und Wesen der Amerikaner schonungslos angriff, wurde in weiten Kreisen gelesen, und Sinclair Lewis, dessen Satiren auf das Leben des amerikanischen Mittelstandes (vor allem �Die Hauptstrasse" und �Babbitt") sich tief in das Bewusstsein des Volkes eingruben, schrieb f�r ein Publikum, mit dem sich das keines andern Romanschriftstellers seiner Art an Zahl messen kann. Es liegt viel Ironie in der Tatsache, dass diese amerikanische Kritik an Amerika gerade in einer Zeit h�chster wirtschaftlicher Konjunktur hervortrat; die Wirtschaftskrise und wenig sp�ter die Gefahren, die durch Militarismus und Faschismus vom Ausland her drohten, f�hrten die amerikanische Intelligenz in ihre Heimat zur�ck und fl�ssten ihr eine neue, tiefere Achtung f�r die menschlichen Werte der demokratischen Tradition Amerikas und f�r seine grossen materiellen Hilfsquellen ein.
W�hrend der zwanziger Jahre hatte es den Anschein, als ob die wirtschaftliche Bl�te niemals ein Ende haben w�rde, und selbst noch nach dem B�rsenkrach vom Herbst 1929 ergingen sich die h�chsten Stellen in optimistischen Prophezeiungen. Aber die Krise versch�rfte sich unaufhaltsam, und das Wirtschaftsleben des Landes brach in einem schwindelerregenden Tempo zusammen; Millionen, die ihr Geld in Aktien angelegt hatten, verloren ihre gesamten Ersparnisse, grosse Firmen schlossen ihre Tore, Fabriken wurden stillgelegt, Banken brachen zusammen; die Baut�tigkeit kam fast v�llig zum Stillstand; bittere, verzweifelte Arbeitslose liefen zu Millionen strassauf, strassab, um Arbeit zu suchen; Hunderttausende von Familien wurden obdachlos, und die Steuereinnahmen gingen so erheblich zur�ck, dass St�dte und Landkreise oft nicht einmal mehr in der Lage waren, die Lehrer zu bezahlen. Die Vereinigten Staaten hatten seit der l�ngst vergessenen Wirtschaftskrise der siebziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts nichts �hnliches erlebt.
Als das amerikanische Volk sich von der ersten Ersch�tterung erholt hatte und daran ging, nach Gr�nden f�r einen Zusammenbruch dieses Ausmasses zu suchen, musste es allm�hlich erkennen, dass die pr�chtige Fassade der zwanziger Jahre einige bedrohliche Spr�nge im Geb�ude nur oberfl�chlich zugedeckt hatte. Das Haupt�bel hatte in dem ausserordentlichen Missverh�ltnis zwischen der Produktionskraft der amerikanischen Industrie und der Aufnahmef�higkeit des amerikanischen Verbrauchermarktes bestanden, denn die in der Kriegszeit und in den Nachkriegsjahren eingef�hrten verbesserten Produktionsverfahren hatten die Leistungsf�higkeit der amerikanischen Industrie in so grossem Ausmass gesteigert, dass die Kaufkraft der amerikanischen Industriearbeiter und Farmer nicht mehr damit Schritt halten konnte. Die Ersparnisse der kapitalkr�ftigen Gruppen und des Mittelstandes hatten sich andererseits so erheblich vermehrt, dass sich kaum noch M�glichkeiten f�r gesunde Kapitalanlagen fanden, und die Folge war, dass diese Kapitalien stattdessen in fieberhafte B�rsen- und Grundst�ckspekulationen hineingezogen wurden. Der Krach des Aktienmarktes aber war lediglich der erste in einer Kette von Zusammenbr�chen, die das ganze unsichere Geb�ude der Spekulation in Tr�mmer legten.
Dass der Wahlfeldzug f�r die Pr�sidentschaftswahlen des Jahres 1932 die Form einer Diskussion �ber die Ursachen der grossen Wirtschaftskrise und die M�glichkeiten zu ihrer Behebung annahm, war unter diesen Umst�nden nur nat�rlich. Herbert Hoover, den ein ungl�ckliches Geschick knapp acht Monate vor dem grossen B�rsenkrach in das Weisse Haus hatte einziehen lassen, war ein Mann mit grossen Verdiensten um die Linderung der Nachkriegsnot in Europa, dessen ausserordentliche F�higkeiten ihm sehr wohl einen Anspruch auf einen hervorragenden Platz in der Reihe der amerikanischen Pr�sidenten gesichert h�tten. Alle seine rastlosen Bem�hungen, die R�der der Industrie wieder in Gang zu setzen, waren jedoch daran gescheitert, dass er in einer �berholten Auffassung von den Aufgaben der Bundesregierung befangen blieb und es so verfehlte, wirklich einschneidende Massnahmen zu ergreifen. Sein demokratischer Gegenkandidat Franklin D. Roosevelt dagegen hatte bereits zu Beginn der Krise, als Gouverneur von New York grosse Beliebtheit erlangt und vertrat den Standpunkt, dass die Depression von strukturellen M�ngeln des amerikanischen Wirtschaftssystems verursacht worden sei, dass die Politik der Republikanischen Partei w�hrend der zwanziger Jahre diese M�ngel nur versch�rft und dass Hoover nichts zu ihrer Behebung unternommen habe. Pr�sident Hoovers Antwort darauf lautete, dass die amerikanische Wirtschaft von Grund auf gesund sei und dass die Ersch�tterungen von einer allgemeinen Krise der Weltwirt-schaft herr�hrten, deren Ursachen auf den Weltkrieg zur�ckgingen. Hinter ihren Argumenten aber stand deutlich ein grundlegender Unterschied: Hoover h�tte es im grossen und ganzen vorgezogen, das Eintreten eines nat�rlichen Erholungsprozesses abzuwarten, w�hrend Roosevelt bereit war, die Autorit�t der Bundesregierung f�r k�hne Eingriffe und neue Wege in Anspruch zu nehmen. Die Wahl brachte Roosevelt mit 22,8 Millionen Stimmen gegen�ber Hoovers 15,7 Millionen einen �berw�ltigenden Sieg.
Der neue Pr�sident entstammte der beg�terten Oberschicht des Landes; sein Verst�ndnis f�r das ganze Volk war jedoch tief, und die heitere Zuversicht, mit der er den Tagesproblemen zu Leibe ging, gewann schon nach kurzer Zeit die Amerikaner f�r seine Pl�ne, die schon in den allerersten Wochen seiner Amtszeit in der als New Deal ber�hmt gewordenen Reihe weitreichender Reformen Gestalt gewannen. Dieser New Deal ist gelegentlich einmal die �Roosevelt-Revolution" genannt worden; in Wirklichkeit aber hatte in ihm nur eine Reihe von Reformen einen intensiven Ausdruck gefunden, die sich durch ein halbes Jahrhundert langsam vorbereitet hatten. Denn in den Vereinigten Staaten, die �ber gewaltige Hilfsquellen verf�gten und weite, unbesiedelte Binnengebiete zu besiedeln hatten, erkannte man zuletzt unter den grossen L�ndern des Westens die Notwendigkeit entschiedener staatlicher Eingriffe in das Wirtschaftsleben; man kann mit einer gewissen Berechtigung sagen, dass der New Deal in den Vereinigten Staaten lediglich eine Reformgesetzgebung einf�hrte, wie sie Engl�ndern, Deutschen und Skandinaviern schon seit �ber einem Menschenalter vertraut war. Dar�ber hinaus gipfelte eine Tendenz, deren Entwicklung sich durch Jahrzehnte verfolgen l�sst, im New Deal, die auf die �berwindung des ungehemmtfreien Spiels der wirtschaftlichen Kr�fte (laissez-faire) dr�ngte und in ihren Anf�ngen auf die Eisenbahngesetzgebung der achtziger Jahre und die Welle der einzel- und bundesstaatlichen Reformgesetze der Epoche Theodore Roosevelts und Wilsons zur�ckgeht. Das entschieden Neue am New Deal war nur die Schnelligkeit, mit der hier ein Werk von Generationen getan wurde, sowie die Unaufhaltsamkeit, mit der die Bundesregierung in Verwaltungsgebiete eindrang, die bisher ausschliesslich den Regierungen der Einzelstaaten vorbehalten gewesen waren. Zahlreiche Reformen des New Deal waren mit einem gewissen Mangel an Sorgfalt formuliert und wurden unzureichend durchgef�hrt, und einige von ihnen standen sogar im Widerspruch zu anderen; aber eine gewisse Verwirrung war unvermeidlich, wo es darum ging, Probleme von so riesigem Ausmass in so kurzer Frist zu l�sen. Trotz aller Eile, mit der Entscheidungen gef�llt und ausgef�hrt wurden, blieb jedoch w�hrend der gesamten New Deal-Epoche das demokratische Verfahren der �ffentlichen Kritik und Diskussion ununterbrochen in Gang; im Gegenteil, der New Deal belebte und vertiefte das Interesse des einzelnen Staatsb�rgers an der Arbeit seiner Regierung.
Als Roosevelt seinen Amtseid leistete, waren Bank- und Kreditwesen der Nation v�llig gel�hmt. Mit erstaunlicher Schnelligkeit wurden nun die gesunden Banken aus der Gesamtheit der Geldinstitute ausgesondert und wieder er�ffnet; eine gem�ssigte und gesteuerte Inflation des Geldvolumens wurde eingeleitet, um eine Aufw�rtsentwicklung der Preise anzubahnen und die Last der Schuldner zu erleichtern, und neugeschaffene Bundesbeh�rden gaben Industrie und Landwirtschaft M�glichkeiten, zu grossz�gigen Bedingungen neue Kredite aufzunehmen; Bankspareinlagen bis zu einer H�he von 5000 Dollar wurden versichert und der Verkauf von Wertpapieren an der B�rse streng geregelt.
Auch die Landwirtschaft sah tiefgreifende Reformen. Nachdem das Oberste Bundesgericht 1936 das �Gesetz �ber die Reorganisierung der Landwirtschaft" (Agricultural Adjustment Act, im Jahre 1933 vom Kongress erlassen), das drei Jahre in Kraft gewesen war, als verfassungswidrig annulliert hatte, erliess der Kongress ein zweites, noch wirksameres Farmhilfsgesetz. Nach seinen Bestimmungen gew�hrte die Regierung Barsubventionen an solche Farmer, die sich bereit erkl�rten, einen Teil ihres Bodens mit bodenkonservierenden Pflanzen anzubauen oder in anderer Weise an den langfristigen Zielen dieser landwirtschaftlichen Hilfsmassnahmen mitzuarbeiten. Bis 1940 hatten sich fast sechs Millionen Farmer an dem Programm beteiligt und erhielten Subventionen durch die Bundesregierung. Das neue Gesetz sah auch die Gew�hrung von Darlehen auf Ernte�bersch�sse, eine Versicherung der Weizenernte und einen planm�ssigen Aufbau von Vorr�ten vor, um dem Lande und den Farmern eine �stets normale Getreideversorgung" zu sichern. Infolge dieser Massnahmen zogen die Preise f�r landwirtschaftliche Erzeugnisse an, und geordnete Verh�ltnisse in der Landwirtschaft r�ckten wieder in den Bereich des M�glichen.
Ein weiteres Ziel der Gesetzgebung bestand darin, die P�chter wirtschaftlich unabh�ngig zu machen. Zu diesem Zweck gew�hrte die Bundesregierung P�chtern zu g�nstigen Bedingungen finanzielle Beihilfen f�r den Ankauf von Farmen, �bernahm die R�ckzahlung von Darlehensschulden und brachte damit gleichzeitig auch den Hypothekengl�ubigern Erleichterung; eine neu errichtete �berbr�ckungsgesellschaft (Commodity Credit Corporation) lieh den Farmern Geld. Zur selben Zeit bem�hte sich Aussenminister Cordell Hull, verschiedene, Auslandsm�rkte durch zweiseitige Abkommen zur�ckzugewinnen und so den Zug zur Autarkie zu durchbrechen, der sich die Vereinigten Staaten in der �ra hoher Z�lle gen�hert hatten. Unter den Bestimmungen des Gesetzes �ber Handelsabkommen (Trade Agreement Act) vom Juni 1934 schloss Aussenminister Hull bedingungslose, zweiseitige Meistbeg�nstigungsvertr�ge mit Kuba, Kanada, Frankreich, Russland und rund zwanzig weiteren L�ndern ab. Das brachte dem amerikanischen Aussenhandel in Jahresfrist einen wesentlichen Aufschwung, und bis 1939 hatte sich der Ertrag aus der Landwirtschaft gegen�ber 1932 mehr als verdoppelt.
Das New Deal-Programm f�r die Industrie musste in den Anfangsjahren der Regierung Roosevelt ein Versuchsstadium durchmachen. Schon 1933 war die �Amerikanische Wiederaufbauverwaltung" (National Recovery Administration - NRA) geschaffen worden, unter deren F�hrung jeder Gesch�ftszweig erm�chtigt wurde, Vereinbarungen �ber einen �fairen Wettbewerb" zu treffen. Solche Vereinbarungen enthielten in der Regel Bestimmungen �ber die Festsetzung von Mindestpreisen und �ber Produktionsbeschr�nkung und sicherten den Arbeitern die 40-Stundenwoche und Mindestl�hne zwischen 12 und 15 Dollar je Woche zu. Das NRA-Programm enthielt zahlreiche Ideen, die in weiten Kreisen der Industrie verbreitet gewesen waren, und beruhte im wesentlichen auf dem Gedanken, dass man der Wirtschaftskrise durch Drosselung der Produktion und Festsetzung h�herer Preise Herr werden k�nne. Aber noch bevor die NRA im Mai 1935 vom Obersten Bundesgericht als verfassungswidrig erkl�rt wurde, hatte sich in weiten Kreisen die Auffassung durchgesetzt, dass die �Wiederaufbauverwaltung" ein Fehlschlag war. Zu dieser Zeit hatte sich jedoch bereits, durch andere Massnahmen angeregt, eine allm�hliche Gesundung angebahnt, und man liess den Gedanken fallen, Vereinbarungen f�r ganze Industriezweige einzuf�hren. Die Regierung wechselte ihren Kurs und machte sich nunmehr die Auffassung zu eigen, dass beh�rdlich vorgeschriebene Preise in bestimmten Wirtschaftszweigen eine schwere Belastung f�r die �brige Volkswirtschaft und einen Hemmschuh f�r die Wiedergesundung darstellten. Im Jahre 1938 schuf der Kongress auf Roosevelts Ersuchen ein �Nationales Interims-Wirtschaftskomitee" (Temporary National Economic Committee), das wichtige Untersuchungen des Monopolproblems in der amerikanischen Industrie durchf�hrte. Es dauerte jedoch nicht lange, und kritische Beobachter des Vorgehens der Regierung wiesen darauf hin, dass die Auffassungen, der das TNEC seine Entstehung verdankte, in einem ausgesprochenen Gegensatz zu den Ideen standen, die zur Bildung der NRA gef�hrt hatten.
In der Zwischenzeit war jedoch der Wiederaufbau erheblich fortgeschritten. Die Bundesregierung hatte Milliarden von Dollar f�r die Arbeitslosenunterst�tzung, f�r �ffentliche Vorhaben sowie f�r Arbeiten zur Erhaltung der nat�rlichen Hilfsquellen des Landes ausgegeben und erweckte durch solche �Ansaugausgaben" auf dem Inlandsmarkt eine verst�rkte Nachfrage nach Erzeugnissen der amerikanischen Industrie. Auch die Fortschritte der organisierten Arbeiterschaft, die w�hrend des New Deal gr�sser waren als je zuvor im Laufe der amerikanischen Geschichte, und die stark gestiegenen Lohnauszahlungen in der Privatwirtschaft schufen frische Kaufkraft. Absatz 7a des �Gesetzes �ber die amerikanische Wiederaufbauverwaltung" hatte der Arbeiterschaft das Recht auf Kollektivverhandlungen zugesichert, und obwohl Art und Weise der Durchf�hrung dieser Bestimmung nach der Ansicht f�hrender Gewerkschaftsfunktion�re nicht vollkommen waren, machte der gewerkschaftliche Zusammenschluss der Arbeiter unter dem Gesetz gute Fortschritte. Im Juli 1935 verabschiedete der Kongress als Ersatz f�r die auf die Arbeiterschaft bez�glichen Bestimmungen des aufgehobenen �Gesetzes �ber die amerikanische Wiederaufbauverwaltung" ein neues �Gesetz zur Regelung der Beziehungen zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern" (National Labor Relations Act), durch das ein Bundesausschuss zur �berwachung von Kollektivverhandlungen eingesetzt wurde. Dieser Ausschuss sorgte unter anderem f�r die Durchf�hrung von Wahlen, um den Arbeitern die freie Entscheidung dar�ber zu geben, welche Organisation sie bei Verhandlungen mit den Arbeitgebern vertreten sollte.
Die Entt�uschung einer Reihe der grossen Industriegewerkschaften �ber den Amerikanischen Gewerkschaftsverband AFL, der grunds�tzlich allein die Facharbeiter zu erfassen suchte und deshalb nur z�gernd an die Werbung der noch unorganisierten Arbeiter heranging, f�hrte um jene Zeit zur Spaltung der Gewerkschaften und zur Bildung des Amerikanischen Gewerkschaftsbundes CIO (Congress of Industrial Organizations). Die CIO konnte bald grosse Erfolge in der Organisation der Arbeiterschaft, vor allem in wichtigen Schl�sselindustrien wie der Automobil- und Stahlindustrie, auf ihr Konto buchen und trug so auch zum Anwachsen der AFL, die sich gegen die neue scharfe Konkurrenz zu behaupten hatte, bei: aus vier Millionen organisierter Arbeiter im Jahre 1929 wurden 1939 rund elf Millionen und 1948 sogar sechzehn Millionen Gewerkschaftsmitglieder. Der steigende Einfluss, den die Gewerkschaften damit auf die Industrie aus�ben konnten, wirkte sich auch politisch aus, je mehr durch die organisatorische Zusammenfassung das Bewusstsein der Gemeinsamkeit der Interessen auch in der Politik bei der Arbeiterschaft durchdrang.
An das Problem der Altersversorgung der Arbeiter sowie des Unterhalts von Angeh�rigen arbeitsunf�higer Arbeitnehmer wurde durch das �Sozialversicherungsgesetz" (Social Security Act) von 1935 herangegangen, das Arbeitern zahlreicher Berufsgruppen nach Erreichen des 65. Lebensjahres eine bescheidene Rente zusprach. Der Versicherungsfonds f�r diese Rente wurde durch Beitr�ge in gleicher H�he von Arbeitnehmern und Arbeitgebern zusammengetragen. Arbeitslosenunterst�tzung f�r Arbeitsf�hige aller Altersgruppen wurde von den Einzelstaaten aus Sonderkassen gezahlt, die durch eine vom Bund verf�gte obligatorische Lohnsteuer gespeist wurden, und von 1938 an gab es in jedem Einzelstaat eine mehr oder weniger ausgebaute Arbeitslosenversicherung.
Wiederholte D�rreperioden in den dreissiger Jahren regten zum Erlass eines �Gesetzes zur Gesamtregulierung der Wasserkr�fte" (Omnibus Flood Control Bill) an, das die Anlage einer Reihe grosser Staubecken und Wasserkraftwerke und Tausender von kleinen D�mmen vorsah. Der nat�rliche Reichtum des Landes, der den Amerikanern so unbegrenzt erschienen war, war bis zu jener Zeit in unverantwortlicher Weise vernachl�ssigt worden: gutes Ackerland war durch Raubbau der Nutzung entzogen und die W�lder waren ohne R�cksicht auf die Notwendigkeit der Aufpflanzung kahl geschlagen worden; so hatte die Bodenerosion in vielen Gebieten bereits tiefe und h�ssliche Narben in die Flur gegraben. Nun wurde der Kampf dagegen mit einem gigantischen Bodenkonservierungsprogramm neu aufgenommen, das vor allem die weiten Ebenen des Mittleren Westens erfasste und zum Anbau eines ausgedehnten Schutzg�rtels von B�umen f�hrte. Andere segensreiche Wirkungen des Gesetzes ergaben sich aus der Verh�tung der Verunreinigung fliessender Gew�sser, der Schaffung von Fisch-, Wild- und Vogelschutzgebieten, der Erhaltung von Kohle-, Erd�l-, �lschiefer-, Erdgas-, Natrium- und Heliumvorkommen, der Sperrung bestimmter Weidegebiete f�r die Besiedlung und der erheblichen Erweiterung der Staatsforsten.
Von all diesen Massnahmen hatte vielleicht die Schaffung der Tennessee-Talverwaltung (TVA) die gr�sste Bedeutung f�r die Zukunft, denn hier war es von allem Anfang das Ziel, sozial und wirtschaftlich neue, unbetretene Wege zu gehen. Eine Reihe von D�mmen - die D�mme von Norris, Pickwick, Chickamauga und andere mehr - entstanden und dienten neben den Hauptd�mmen bei Muscle Shoals in Alabama der Schiffbarmachung, Hochwasserregulierung und Stickstoffgewinnung und dar�ber hinaus der Erzeugung elektrischer Energie. Die Regierung legte etwa 8400 Kilometer �berlandleitungen und verkaufte den elektrischen Strom an die Gemeinden der Umgebung zu Preisen, die niedrig genug waren, um weiten Absatz zu schaffen. Die so angebahnte Elektrifizierung des flachen Landes wurde �berdies durch Kredite einer mit der TVA verkn�pften Beh�rde weiter gef�rdert. Die TVA entzog ferner unrentables Ackerland der Bebauung und half den Eigent�mern, neuen Farmboden zu finden; sie f�hrte eine Reihe von Versuchen, vor allem �ber die Verwendungsm�glichkeiten von Phosphatd�ngemitteln, durch, f�rderte die Volksgesundheit und richtete Erholungsst�tten ein.
Das Programm zur Erschliessung des Columbia-Beckens stand der TVA an Bedeutung f�r die Entwicklung eines grossen Gebietes wenig nach. Die ersten Arbeiten daf�r wurden 1933 am Grand Coulee-Damm im Staate Washington, 1937 am Bonneville-Damm, gleichfalls am Columbiastrom, von der Regierung begonnen. Beide Projekte (mit Einschluss einiger Nebend�mme) sollten nach ihrer Fertigstellung �ber zwei Millionen Kilowatt Strom erzeugen und die Bew�sserung und Wiederurbarmachung von mehr als 400 000 Hektar Land erm�glichen, die zuvor f�r die Bebauung unbrauchbar gewesen waren.
Fast die gesamte Aufbauarbeit unter dem New Deal war von sch�rfster Kritik nicht nur von seiten der Republikanischen Partei, sondern oft auch aus den Reihen der Demokratischen Partei selbst begleitet gewesen. Bei den Wahlen des Jahres 1936 konnte Pr�sident Roosevelt jedoch einen noch �berzeugenderen Sieg erringen als 1932, obwohl sein republikanischer Gegenkandidat Alfred M. Landon, Gouverneur von Kansas, den New Deal mit gr�sster Leidenschaftlichkeit und Konsequenz angriff. (Sp�tere Pr�sidentschaftskandidaten der Republikanischen Partei - Wendell Willkie, 1940, und Thomas E. Dewey, 1944 und 1948, - erkannten im Gegensatz zu Landon eine ganze Reihe der Leistungen des New Deal an.) Bei den den Kongresswahlen f�r das Jahr 1938 vorausgehenden Vorwahlen (in denen die Parteien ihre Kandidaten ausw�hlten) erlitt Roosevelt jedoch einen R�ckschlag, als er versuchte, den fortschrittlichen Fl�gel seiner eigenen Partei durch eine Aufforderung an die W�hler zu st�rken, gegen einige seiner erkl�rtesten Gegner zu stimmen. Da der amerikanische W�hler aber allen Versuchen, in die oft von den besonderen �rtlichen Verh�ltnissen beeinflusste Wahl seiner Abgeordneten einzugreifen, h�chst misstrauisch zu begegnen gewohnt ist, rief Roosevelts Vorgehen verschiedentlich eine Verstimmung hervor. Als sich die Misserfolge, die er mit solchen Eingriffen hatte, h�uften, wurde offenbar, dass die Reformgesetzgebung des New Deal zumindest zeitweise im Kongress auf Widerstand stossen w�rde und dass mit einer Konsolidierungsperiode zu rechnen sei.
In allen Jahren zwischen 1932 und 1938 und wo immer die �ffentliche Meinung Ausdruck fand, wurde �ber die Bedeutung des New Deal f�r Politik und Wirtschaft des Landes um Klarheit gerungen. Je mehr die Zeit verfloss, desto deutlicher wurde, dass die amerikanische Konzeption von den Aufgaben der Regierung in Fluss geraten war und dass die Idee einer gr�sseren Verantwortung der Regierung f�r die Wohlfahrt des Volkes st�ndig mehr Zustimmung fand. Eine Gruppe von Kritikern des New Deal, darunter auch der ehemalige Pr�sident Hoover, erhob sogar in ehrlicher Besorgnis den eindringlichen Vorwurf, dass die Ausweitung der Regierungsfunktionen in einem solchen Umfang letzten Endes zur Aush�hlung aller Freiheiten des Volkes f�hren m�sse. Pr�sident Roosevelt jedoch, von einer grossen Schar seiner Anh�nger unterst�tzt, beharrte unbeirrt auf seiner Ansicht, dass alle Massnahrnen, die das wirtschaftliche Wohlergehen f�rderten, auch Freiheit und Demokratie st�rkten, und versicherte 1938 dem amerikanischen Volk in einer Radioansprache: �Die Demokratie ist in verschiedenen anderen grossen Nationen untergegangen, nicht weil die V�lker dieser L�nder die Demokratie ablehnen, sondern weil sie der Arbeitslosigkeit, der Unsicherheit und des Anblicks ihrer hungrigen Kinder m�de geworden sind und weil die Verwirrung und die Schw�che ihrer Regierungen und der Mangel an Klarheit �ber die einzuschlagende Richtung in ihren f�hrenden Schichten sie in tiefe Hilflosigkeit gest�rzt haben. Am Ende stand die Verzweiflung und liess sie die Freiheit gegen eine Hoffnung auf Brot eintauschen. Wir in Amerika wissen, dass wir unsere demokratischen Einrichtungen erhalten k�nnen, aber um sie zu bewahren, m�ssen wir ... beweisen, dass ein demokratisches Regierungssytem auch in der Praxis den Anforderungen gen�gen kann, die der Schutz des Volkes an sie stellt ... Das amerikanische Volk ist in dem Bewusstsein vereint, dass es seine Freiheiten um jeden Preis verteidigen muss; die vorderste Verteidigungslinie aber liegt im Schutz unserer wirtschaftlichen Sicherheit."
Aber so eindrucksvoll Pr�sident Roosevelts innenpolitisches Programm auch war, noch bevor seine zweite Amtsperiode recht begonnen hatte, fielen die dunklen Schatten einer bedrohlichen aussenpolitischen Situation �ber seinen Weg. Jenseits der Meere hatte sich, kaum bemerkt vom Durchschnittsamerikaner, eine neue Gefahr f�r Frieden, Recht und schliesslich auch f�r die Sicherheit Amerikas zusammengeballt - die totalit�ren Regierungen in Japan, Italien und Deutschland - und bald nach 1930 schlug die erste dieser Nationen zu: Japan �berfiel 1931 die Mandschurei, brach den chinesischen Widerstand und setzte ein Jahr darauf die Marionettenregierung von Mandschukuo ein. Italien unter dem Faschismus erweiterte seine Besitzungen in Libyen und unterwarf in den Jahren 1935/1936 Abessinien seiner Herrschaft. Deutschland, wo Adolf Hitler und seine NSDAP die Macht an sich gerissen hatten, besetzte das Rheinland wieder und leitete eine umfassende Wiederaufr�stung ein.
Als sich die wahre Natur der totalit�ren Staaten deutlicher abzuzeichnen begann, d�mmerte im amerikanischen Volk die erste Besorgnis auf; als Deutschland, Italien und Japan aber in ihrer aggressiven Politik beharrten und ein kleines Land nach dem anderen angriffen, verwandelte sich die Besorgnis in Entr�stung. Im Jahre 1938, als Hitler �sterreich dem Deutschen Reiche einverleibt hatte und von der Tschechoslowakei die Abtretung des Sudetenlandes forderte, schien der Krieg unmittelbar vor der T�re zu stehen. Das amerikanische Volk aber, das seine tiefe Ern�chterung �ber den Misserfolg des Kreuzzugs f�r die Demokratie im ersten Weltkrieg noch nicht �berwunden hatte, gab der Welt zu verstehen, dass kriegf�hrende Staaten unter keinen Umst�nden Hilfe von ihm erwarten k�nnten. Zug um Zug wurden zwischen 1935 und 1937 Neutralit�tsgesetze verabschiedet, die Handel und Kreditgew�hrung an alle kriegf�hrenden Staaten untersagten und um jeden Preis verhindern sollten, dass die Vereinigten Staaten erneut in einen ausseramerikanischen Krieg verwickelt w�rden.
Sowohl Pr�sident Roosevelt als auch Aussenminister Hull widersetzten sich von Anfang an diesen Gesetzen. Der Pr�sident nahm es auf sich, das amerikanische Volk �ber die zerst�rende Wucht jener Kr�fte aufzukl�ren, und versuchte, Amerika moralisch und materiell in Bereitschaft zu versetzen, denn er hatte sich schon seit langem eingehend mit dem Problem der internationalen Sicherheit befasst. Er hatte an der St�rkung der amerikanischen Kriegsmarine gearbeitet, hatte es 1932 abgelehnt, die Marionettenregierung von Mandschukuo anzuerkennen, und hatte im Verein mit Cordell Hull durch eine �Politik der guten Nachbarschaft" das Solidarit�tsgef�hl unter den Staaten der westlichen Hemisph�re zu vertiefen verstanden. Die Vereinigten Staaten hatten z.B. aus freien St�cken auf eine Vertragsklausel verzichtet, die sie berechtigte, nach eigenem Ermessen zur Aufrechterhaltung von Ruhe und Ordnung auf Kuba zu intervenieren, und bei Gelegenheit der Verl�ngerung der von Aussenminister Hull geschlossenen zweiseitigen Handelsabkommen im Jahre 1935 hatten die Vereinigten Staaten Nichtangriffs- und Freundschaftsvertr�ge mit sechs lateinamerikanischen L�ndern geschlossen, in denen sich die Partner gegenseitig verpflichteten, keine gewaltsam erzwungenen Gebietsver�nderungen anzuerkennen.
Die aggressive Politik der totalit�ren Staaten jedoch verst�rkte sich mehr und mehr: Polen, D�nemark, Norwegen, Holland, Belgien und Frankreich fielen nacheinander Hitler zum Opfer; gleichzeitig aber wuchs der Widerstandswille Amerikas, und anf�ngliche Erwartungen, sich aus dem europ�ischen Konflikt herauszuhalten, wichen nach einiger Zeit und in steigendem Masse der Einsicht, dass eine M�chtegruppierung, die die allgemeine Sicherheit bedrohte, die amerikanische Sicherheit mitgef�hrdete. Wo w�rde Hitler einhalten? Konnte irgendein Versprechen Hitlers und seiner Regierung in dieser Hinsicht auch nur den geringsten Wert haben, nachdem Hitler selbst seine Ansicht vom Wert der �grossen L�ge" in der Politik (�die durch die unbedingte, freche, einseitige Sturheit, mit der sie vorgetragen wird, geglaubt" wird) in die Welt posaunt hatte? Der antidemokratische Charakter des Naziregimes, seine rohe Gewaltsamkeit und die brutale Volksverhetzung zum Antisemitismus hatten die meisten Amerikaner von allem Anfang an mit Abscheu erf�llt, und nun �berzeugte sie Hitler durch seine Eroberungen schliesslich auch davon, dass das Naziregime die Sicherheit und Freiheit der USA selbst unmittelbar bedrohte.
Der Zusammenbruch Frankreichs, der die St�rke der nazistischen Milit�rmacht offenbar machte, festigte diese �berzeugung, und als im Sommer 1940 die Luftangriffe gegen England einsetzten, waren nur noch wenige Amerikaner in ihrem Denken neutral. Die Vereinigten Staaten in Zusammenarbeit mit den lateinamerikanischen Republiken stellten die Besitzungen der demokratischen L�nder in der westlichen Hemisph�re (in Ausdehnung fr�herer Abmachungen) unter ihren gemeinsamen Schutz. Die Vereinigten Staaten und Kanada schufen einen Gemischten Verteidigungsausschuss, und der Kongress bewilligte angesichts der immer bedrohlicheren Krise gewaltige Summen f�r die Aufr�stung. Im September 1940 wurde erstmalig in der amerikanischen Geschichte zu Friedenszeiten ein Aushebungsgesetz erlassen. Im selben Monat teilte Pr�sident Roosevelt auch dem Volke den Abschluss einer Vereinbarung mit England mit, derzufolge die USA 50 Zerst�rer eines �lteren Typus an England abtraten und als Gegenleistung einen Pachtvertrag auf 99 Jahre f�r eine Reihe von Marinest�tzpunkten zwischen Neufundland und Britisch-Guayana erhielten.
Die Pr�sidentschaftswahlen des Jahres 1940 demonstrierten, wie weitgehend sich die Amerikaner in ihrer Haltung zu den aussenpolitischen Ereignissen einig wussten, denn selbst Pr�sident Roosevelts Gegenkandidat Wendell Willkie bef�rwortete die Einberufung zum Milit�rdienst und stellte sich hinter das Zerst�rerabkommen mit England. Da er aber auch die Innenpolitik Roosevelts weitgehend billigte, brachte er sich selbst um ein zugkr�ftiges Gegenprogramm und musste sich in den Novemberwahlen Roosevelt, der erneut eine eindrucksvolle Stimmenmehrheit auf sich vereinte, beugen. Damit wurde zum ersten Mal in der Geschichte der USA ein Pr�sident f�r eine dritte Amtsperiode ins Weisse Haus gew�hlt.
W�hrend die meisten Amerikaner mit grosser Anteilnahme den Verlauf des Krieges in Europa verfolgten, versch�rfte sich auch die Spannung im Fernen Osten. Japan, das keine Gelegenheit vers�umen wollte, seine strategische Position zu verbessern, verk�ndete k�hn eine �Neue Ordnung" und sprach sich selbst die Vorherrschaft �ber Gesamtostasien und den Pazifischen Ozean zu. England war hilflos und konnte keinen Widerstand leisten; es musste sich aus Schanghai zur�ckziehen und schloss vor�bergehend die Burma-Strasse, und die schwache franz�sische Vichy-Regierung erteilte Japan im Sommer 1940 die Genehmigung, Flugpl�tze in Franz�sisch-Indochina zu benutzen. Als aber Japan schliesslich im September der Achse Rom-Berlin beitrat, stellten die Vereinigten Staaten die Schrottausfuhr nach Japan ein.
Die japanischen Vorst�sse im Jahre 1940 gaben bereits den Anschein, als ob Japan nach den Erd�l-, Zinn- und Kautschukvorkommen der britischen Malaienstaaten und Niederl�ndisch-Indiens im S�den greifen wollte; seine Absichten wurden vollkommen deutlich, als es mit Erlaubnis der Vichy-Regierung im Juli 1941 die restlichen Gebiete Indochinas besetzte. Daraufhin blockierten die Vereinigten Staaten die japanischen Guthaben in den USA. Nach der �bernahme der japanischen Regierung durch General Tojo traf am 19. November 1941 Saburo Kurusu als japanischer Sonderbotschafter in den Vereinigten Staaten ein und erkl�rte, dass es seine Aufgabe sein werde, eine friedliche Verst�ndigung anzubahnen. Die amerikanische und die japanische Auffassung �ber die Natur einer befriedigenden Regelung gingen jedoch weit auseinander. Japan verlangte, die Vereinigten Staaten sollten sein Protektorat �ber China anerkennen und ihm helfen, seine �l-, Kautschuk- und Zinnversorgung sicherzustellen, und war als Gegenleistung dazu bereit, gemeinsam mit den USA die Unabh�ngigkeit der Philippinen zu garantieren. Die Vereinigten Staaten dagegen schlugen Japan vor, es solle sich von der Achse trennen, sich aus China und Indochina zur�ckziehen und seine extraterritorialen Rechte aufgeben, und stellten daf�r ein neues Handelsabkommen in Aussicht. Noch am 6. Dezember richtete Pr�sident Roosevelt einen pers�nlichen Friedensappell an den japanischen Kaiser; Japan beantwortete ihn am Morgen des 7. Dezember 1941 mit dem Bombenhagel auf den amerikanischen Flottenst�tzpunkt Pearl Harbor.
Als die amerikanische �ffentlichkeit durch den Rundfunk von den Einzelheiten der japanischen �berf�lle auf Hawai, Midway, Wake and Guam erfuhr, schlug ihr ungl�ubiges Staunen in erbitterten Zorn �ber den �unprovozierten und heimt�ckischen" Angriff, wie Pr�sident Roosevelt ihn genannt hatte, um. Am 8. Dezember erkl�rte der Kongress, dass Amerika sich im Kriegszustand mit Japan befinde, und drei Tage sp�ter erkl�rten Deutschland und Italien den Vereinigten Staaten den Krieg.
Die Einbeziehung der USA in den zweiten Weltkrieg bedeutete f�r das amerikanische Volk eine tiefe weltanschauliche Umw�lzung. Nicht die schweren Verluste von Pearl Harbor waren das Entscheidende - sie konnten im Laufe der Zeit wieder wettgemacht werden -, sondern das Ende des langgehegten Traums von einem Frieden durch isolation, der nun f�r immer zerstoben war. Seit dem Unabh�ngigkeitskrieg hatte noch jede amerikanische Generation in irgendeinem Krieg gestanden - dem Krieg von 1812, dem amerikanisch-mexikanischen Krieg, dem Sezessionskrieg, dem Krieg gegen Spanien von 1898 und schliesslich dem ersten Weltkrieg -, und trotzdem hatte das amerikanische Volk nie milit�rische Verwicklungen ausserhalb des amerikanischen Kontinentes gesucht. Die Amerikaner haben zu keiner Zeit den Militarismus gesch�tzt oder ihn etwa selbst �bernommen. Als die Gr�nder des Bundes im Jahre 1787 die Verfassung schufen, bestimmten sie, dass der amerikanische Pr�sident - ein vom Volke gew�hlter Zivilbeamter - der Oberste Befehlshaber der Armee und Marine sein solle, um dadurch, soweit dies �berhaupt durch eine Verfassung vorgeschrieben werden kann, dem amerikanischen Leben den Stempel der zivilen Kontrolle aufzupr�gen. Es war diesen Gr�nden zuzuschreiben, dass das amerikanische Heer bei Ausbruch des Krieges in Europa im Jahre 1939 so ausserordentlich klein war. Wohl hatte das amerikanische Volk von Zeit zu Zeit milit�rische Ziele verfolgt - doch Militarismus und Kriegshandlungen zur Erreichung begrenzter milit�rischer Ziele sind, wie der deutschamerikanische Historiker Alfred Vagts ausgef�hrt hat, zwei Dinge, die nicht nur voneinander verschieden, sondern bisweilen sogar miteinander v�llig unvereinbar sind, denn f�r den Militarismus hat der Krieg seine Berechtigung in sich selbst, als eine eigene Form menschlichen Daseins samt den damit verbundenen Einrichtungen, Denkgepflogenheiten und halbkultischen Formalit�ten. Oft sind die Militaristen nicht einmal im Kriege �berlegen, denn der Militarismus ruft eine geistige Einstellung hervor, die eine vern�nftige Aussenpolitik und h�ufig sogar selbst eine zweckm�ssige milit�rische Organisation unm�glich macht. Hitler und Mussolini hatten den Militarismus mit grossem Eifer gef�rdert; in Amerika aber betrachtete man den Krieg allgemein als eine harte und ungl�ckliche, aber nun einmal unvermeidlich gewordene Wendung in der Geschichte der Nation. Kein Amerikaner vermochte etwas anderes in einem Krieg zu sehen als einen Kampf f�r einen dauerhaften Frieden, und als Pr�sident Roosevelt am 9. Dezember seine Kriegsbotschaft an das amerikanische Volk richtete, rief er ihm dies ins Ged�chtnis: �Das wahre Ziel, das wir verfolgen, liegt weit h�her und jenseits der Schrecken des Schlachtfelds. Wenn wir zur Gewalt unsere Zuflucht nehmen, weil wir dazu gezwungen sind, dann, das ist unser fester Entschluss, soll diese Gewalt ebenso f�r ein h�chstes Gut wie gegen das B�se der Stunde eingesetzt werden. Nicht zu zerst�ren - aufzubauen sind wir Amerikaner da."
Die Nation stellte sich in k�rzester Frist auf die neuen Aufgaben um, die die Mobilisierung ihres Arbeitspotentials und ihrer gesamten Industrie an sie stellte. Am 6. Januar 1942 verk�ndete Pr�sident Roosevelt Produktionsziele, die dem amerikanischen Volk in normalen Zeiten unglaublich erschienen w�ren, und verlangte f�r das laufende Jahr die Fertigstellung von 60 000 Flugzeugen, 45 000 Panzern, 20 000 Flugzeugabwehrgesch�tzen und 18 Millionen Tonnen zus�tzlichen Handelsschiffsraum. Alle Lebensgebiete der Nation - Landwirtschaft, Industrie, Bergbau, Handel, Arbeiterschaft, Finanz-, Nachrichten- und Verkehrswesen, ja selbst das Erziehungssystem und die geistige Arbeit - wurden auf diese oder jene Weise vermehrter Kontrolle unterworfen. Gewaltige Geldmittel wurden aufgebracht und ann�hernd doppelt so viele Soldaten wie w�hrend des ersten Weltkrieges einberufen und ausgebildet. Unerh�rte Rohstoffmengen wurden verarbeitet, grosse neue Industrieanlagen geschaffen und vor allem in der Serienfertigung von Schiffen und Flugzeugen aufsehenerregende neue Verfahren entwickelt. Die Verteilung der Bev�lkerung im Lande �nderte sich erheblich, und Dutzende von St�dten schwollen betr�chtlich an Einwohnern an. Auf Grund einer Reihe von Aushebungsgesetzen wurden die Streitkr�fte der Vereinigten Staaten auf eine Gesamtst�rke von 15,1 Millionen Mann gebracht; Ende 1943 trugen nahezu 65 Millionen amerikanische M�nner und Frauen Uniform oder arbeiteten in kriegswichtigen Betrieben.
Allein schon die Errichtung und Erweiterung kriegswichtiger Betriebe erforderte gewaltige Summen. Die Bundesregierung brachte z.B. grosse Werften, Anlagen zur Herstellung von j�hrlich 800 000 Tonnen Gummi, grosse Magnesiumwerke, einen beachtlichen Teil der amerikanischen Aluminiumindustrie und zahllose kleinere Produktionsst�tten in ihren Besitz. Nahezu die gesamte Automobilindustrie wurde auf die Fertigung von Flugzeugen, Tanks, Panzerfahrzeugen und anderem Kriegsger�t umgestellt. Gleichzeitig konnte die Nahrungsmittelerzeugung trotz der Einberufung der Farmerjugend auf einem nie zuvor erreichten H�chststand gehalten werden. Das Volk wusste, dass das Leben der Nation auf dem Spiele stand, und unterwarf sich einer sch�rferen Regierungskontrolle, als sie Amerika je zuvor gekannt hatte. Zu diesem Zwecke �bertrug der Kongress dem Pr�sidenten durch eine Reihe von Gesetzen weitreichende Vollmachten �ber alle Gebiete des wirtschaftlichen Lebens. Der Pr�sident berief eine Konferenz von Vertretern der Arbeitnehmer und Arbeitgeber ein, und diese verpflichteten sich, f�r die Dauer des Krieges weder Streiks noch Aussperrungen durchzuf�hren. Die Amerikanische Kriegsarbeitsbeh�rde (War Labor Board), die sich aus Vertretern der Unternehmer, der Gewerkschaften und staatlicher Organe zusammensetzte, sorgte mit Erfolg daf�r, dass Arbeitsstreitigkeiten w�hrend des Krieges auf ein Mindestmass beschr�nkt blieben.
Kurz nachdem die Vereinigten Staaten in den Krieg verwickelt worden waren, fassten die westlichen Alliierten den Entschluss, ihre milit�rischen Unternehmungen auf Europa zu konzentrieren, wo der Gegner am m�chtigsten war und von wo aus die gr�sste Gefahr drohte; der pazifische Kriegsschauplatz sollte w�hrenddessen eine untergeordnete Rolle spielen. Trotzdem konnten die Vereinigten Staaten noch w�hrend des schweren Jahres 1942 dank ihrer Kriegsmarine und deren Tr�gerflugzeugen einige ihrer ersten gr�sseren Erfolge im Pazifik erringen. Im Mai 1942 wurde die japanische Marine durch die schweren, bei der Seeschlacht im Korallenmeer erlittenen Verluste gezwungen, ihre Angriffspl�ne gegen Australien aufzugeben; im Juni erzielten von Flugzeugtr�gern aus gestartete amerikanische Flugzeuge auf der H�he der Midway-Inseln schwere Treffer auf einem japanischen Flottenverband, und im August landeten Armee und Marine in enger Zusammenarbeit auf der Insel Guadalcanal und erfochten einen weiteren Seesieg in der N�he des Bismarck-Archipels. Da sich die Kriegsmarine durch die fieberhafte Arbeit der amerikanischen Werften mit unglaublicher Geschwindigkeit vergr�sserte, bestand berechtigte Hoffnung auf weitere Erfolge zur See.
In der Zwischenzeit str�mten Waffen und Ger�t in steigendem Umfang an die europ�ischen Fronten. Britische Truppen unter der F�hrung Montgomerys wiesen im Fr�hjahr und Sommer 1942 - teilweise mit Hilfe amerikanischen Materials - den deutschen Vorstoss nach �gypten ab und warfen Rommels Afrikakorps nach Tripolis zur�ck. Damit war die Bedrohung des Suez-Kanals beseitigt. Am 7. November 1942 landete eine amerikanische Armee in Franz�sisch-Nordafrika. Heftige K�mpfe folgten; die italienischen und deutschen Truppen erlitten schwere Niederlagen, 349 000 Mann wurden gefangen genommen, und im Hochsommer 1943 war die S�dk�ste des Mittelmeeres vollst�ndig von den Verb�nden der totalit�ren Staaten ges�ubert. Im August wurde Sizilien erobert, im September unterzeichnete die neue italienische Regierung unter Marschall Badoglio einen Waffenstillstand, und im Oktober 1943 erkl�rte Italien an Deutschland den Krieg. W�hrend in Italien noch verlustreiche K�mpfe tobten, f�hrten die alliierten Luftstreitkr�fte vernichtende Angriffe auf deutsche Eisenbahnen, Fabriken und Waffenlager durch und zahlten die fr�heren deutschen Luftangriffe auf englische St�dte in gleicher M�nze zur�ck. Weit im Innern des Kontinents wurde die deutsche Erd�lversorgung durch Angriffe auf die rum�nischen Raffinerien in Ploesti schwer getroffen.
Gegen Ende 1943 fassten die Alliierten nach eingehenden strategischen Erw�gungen den Entschluss, eine neue Front im Westen zu schaffen, um so weit mehr deutsche Truppen von der Ostfront abzuziehen, als in Italien gebunden werden konnten. General Dwight D. Eisenhower wurde zum Oberbefehlshaber ernannt, und die gewaltigen Vorbereitungen f�r die Invasion wurden mit st�rkerer Intensit�t weitergef�hrt. Am 6. Juni 1944 landeten die ersten Einheiten einer amerikanischen Invasionsarmee unter dem Schutze einer weit �berlegenen Luftflotte in der Normandie, w�hrend gleichzeitig eine grosse sowjetische Gegenoffensive im Osten stattfand. Die ersten Br�ckenk�pfe konnten behauptet werden, und neue Truppenverb�nde wurden nachgeschoben; zahlreiche Einheiten der deutschen Verteidigungsarmeen wurden durch rasche Vorst�sse alliierter Flanken eingekesselt, und schliesslich gelang es den alliierten Armeen, sich gegen st�ndigen, erbitterten Widerstand durch Frankreich hindurchzuk�mpfen und nach Deutschland vorzustossen. Am 25. August wurde Paris zur�ckgewonnen. An den Grenzen des deutschen Reiches aber hielten verbissene und verlustreiche deutsche Gegenoperationen den Vormarsch zun�chst auf; im Februar und M�rz 1945 jedoch drangen die alliierten Truppen vom Westen her in Deutschland ein, w�hrend gleichzeitig die deutschen Armeen auch im Osten zur�ckgetrieben wurden. Nach und nach streckten verschiedene, noch als Einheiten operierende deutsche Truppenverb�nde die Waffen. Am 8. Mai 1945 kapitulierten die gesamten Land-, See- und Luftstreitkr�fte des nur noch als Rumpf vorhandenen Dritten Reiches, dem Hitler ein tausendj�hriges Bestehen vorausgesagt hatte. Angeh�rige des deutschen Generalstabs gaben die Schuld an dieser Niederlage in erster Linie Hitlers abwegigen �milit�rischen Intuitionen". Zum grossen Teil erkl�rt sie sich aber wohl auch aus dem Unverm�gen der Achsenm�chte, den vereinten Kriegsanstrengungen der Alliierten Gleichwertiges entgegenzustellen. Den Westm�chten war es nicht nur gelungen, ihre Kriegsf�hrung unverbindlich, aber schlagkr�ftig mit der russischen im Osten zu koordinieren, sondern sie konnten mit Hilfe des im Dezember 1941 geschaffenen Vereinigten Generalstabs (Combined Chiefs of Staff) auch die �brigen Probleme der Koalitionskriegsf�hrung meistern. Die deutsche milit�rische F�hrung dagegen hatte nie mit den Japanern zusammengearbeitet und war von den Italienern nur immer behindert worden; in der faschistischen Gedankenwelt war eben kein Platz f�r ein wirklich gemeinsames Handeln gleichberechtigter Partner.
Die Gr�nde f�r die Niederlage der Achsenm�chte k�nnen in Wahrheit jedoch weder allein im Milit�rischen noch in ihrer Unf�higkeit, wirklich zusammenzuarbeiten, gefunden werden. Sie standen M�chten gegen�ber, die �ber unvergleichlich gr�ssere Reserven an Rohmaterial, �ber eine enorme Produktionskraft und einen gewaltigen Vorrat an Menschen verf�gten und sie zu einem wirklich leistungsf�higen Instrument zusammenschweissten und der Kriegsf�hrung nutzbar machten. An dieser �berw�ltigenden �berlegenheit der Alliierten an Menschen und Material h�tte selbst eine besser konzipierte Strategie mit Notwendigkeit zerschellen m�ssen.
W�hrenddessen hatten die amerikanischen Einheiten im Pazifischen Ozean grosse Fortschritte gemacht. Amerikanische und australische Truppen k�mpften sich nordw�rts, der Inselkette von den Salomonen �ber Bougainville und New Britain entlang, nach Neu-Guinea vor, und die sich st�ndig vergr�ssernde alliierte Flotte riss grosse L�cken in die japanische Versorgung. Im Oktober 1944 folgte die Landung auf der Philippinen-Insel Leyte und die siegreiche Seeschlacht in den Philippinischen Gew�ssern. Die Inselk�mpfe auf Iwo Jima und Okinawa liessen jedoch die Bereitschaft der Japaner erkennen, den Widerstand trotz der Hoffnungslosigkeit ihrer Position noch weiter fortzusetzen, und so wurde der Krieg im August durch den Abwurf je einer Atombombe auf Hiroschima und Nagasaki mit einem Schlage beendet. Japan kapitulierte daraufhin in aller Form am 2. September 1945.
Die milit�rischen Anstrengungen der Alliierten fanden ihre Erg�nzung in einer Reihe wichtiger internationaler Konferenzen, die sich mit den politischen Hintergr�nden des Krieges befassten. Die erste dieser Konferenzen war das Treffen zwischen Pr�sident Roosevelt und Premierminister Churchill vom August 1941, das zu einer Zeit stattfand, da die Vereinigten Staaten noch nicht aktiv am Kriege teilnahmen und die milit�rische Lage f�r England und Russland sehr bedrohlich aussah. Roosevelt und Churchill trafen an Bord eines Kreuzers in den Gew�ssern vor Neufundland zusammen und gaben in der Atlantik-Charta eine Erkl�rung �ber ihre gemeinsamen Ziele ab: Keine Gebietsvergr�sserungen; keine territorialen Ver�nderungen, es sei denn in �bereinstimmung mit den W�nschen der beteiligten Bev�lkerung; Anerkennung des Rechtes aller V�lker, die ihnen gem�sse Regierungsform zu w�hlen; Wiederherstellung der Selbstregierung, wo immer die V�lker um sie gebracht worden waren; wirtschaftliche Zusammenarbeit zwischen allen Staaten; Befreiung aller V�lker von Krieg, Furcht und Not; Freiheit der Meere und Verzicht auf die Anwendung von Gewalt im Verkehr zwischen den V�lkern.
Die zweite wichtige anglo-amerikanische Konferenz fand im Januar 1943 in Casablanca statt. Sie f�hrte zu dem offiziellen Entschluss, mit den Achsenm�chten und ihren Balkan-Satelliten nur auf der Grundlage einer �bedingungslosen Kapitulation" Frieden zu schliessen. Diese zuerst von Pr�sident Roosevelt formulierte Bedingung sollte s�mtlichen am Kriege beteiligten V�lkern die Gewissheit geben, dass mit den Exponenten des Faschismus und des Nazismus keinerlei Friedensverhandlungen gef�hrt werden w�rden und dass weder der Faschismus noch der Nazismus darauf hoffen konnten, auch nur einen Schatten der Macht f�r sich einzuhandeln. Die Forderung machte ferner deutlich, dass die milit�rischen Beherrscher Deutschlands, Italiens und Japans ihre uneingeschr�nkte und v�llige Niederlage vor der gesamten Welt eingestehen m�ssten, bevor ihren V�lkern die Friedensbedingungen bekanntgegeben werden k�nnten. Wie Roosevelt wenig sp�ter in einer Rundfunkansprache erkl�rte: �Wir haben nicht das Kompromiss aus unserer Politik verbannt, um dem einfachen Mann in den Staaten der �Achse' zu schaden. Es ist aber unsere ernste Absicht, ihre schuldbeladenen und barbarischen F�hrer das volle Gewicht der Strafe und Vergeltung sp�ren zu lassen."
Andere mit der milit�rischen und diplomatischen Strategie verbundenen Pl�ne wurden im August 1943 auf einer weiteren anglo-amerikanischen Konferenz in Quebec er�rtert, auf der auch das gemeinsame Vorgehen gegen Japan zur Sprache kam. Besonders ein Ergebnis der Besprechungen in Quebec, das nicht nu in weiten Kreisen der Bev�lkerung, sondern auch unter den engsten Beratern des Pr�sidenten ernste Meinungsverschiedenheiten hervorrief, regte in den Vereinigten Staaten eine lebhafte Diskussion �ber die in Deutschland zu verfolgende Politik der Alliierten an. Die Debatte kn�pfte an die Schlussabs�tze des Quebec-Abkommens an, in dem Roosevelt und Churchill ihrer Ansicht Ausdruck gaben, dass die beabsichtigte Zerschlagung der Kriegsindustrie im Ruhrgebiet und an der Saar das Ziel verfolge, �Deutschland in ein vorwiegend von Ackerbau und Viehzucht bestimmtes Gebiet zu verwandeln." Diese Idee hatte ihren Ursprung in dem wachsenden Abscheu vor den Untaten der Nazis und dem sich verbreitenden Wissen um ihre grauenhaften, an den besiegten V�lkern ver�bten Kriegsverbrechen und gr�ndete sich auf die �berzeugung, dass man den Wiederaufstieg einer Macht, die solch sittlicher Verwerflichkeit und blinder Zerst�rungswut f�hig war, unter allen Umst�nden verhindern m�sse. Sehr bald wiesen aber Aussenminister Hull, Kriegsminister Stimson und andere Pers�nlichkeiten darauf hin, dass es trotz der allgemeinen und weitgehenden �bereinstimmung �ber den Zweck nicht klug w�re, die im Quebec-Abkommen vorgeschlagenen Mittel zu benutzen. Wenige Wochen sp�ter bereits �nderte Roosevelt seine Ansicht �ber die Zweck-m�ssigkeit des in Quebec bef�rworteten sogenannten �Morgenthau-Plans", und bald schwenkte auch die amerikanische Politik auf eine neue Linie ein, wie sie Stimson in einem Pr�sident Roosevelt unterbreiteten Memorandum empfohlen hatte. Der Kriegsminister hatte darauf hingewiesen, dass jeder Versuch, Deutschland zu einem Agrarstaat zu machen, ganz Mitteleuropa in Armut st�rzen m�sse: �Ruhige �berlegungen machen es klar ..., dass Armut in einem Teile der Welt in der Regel zu Armut auch in anderen Teilen f�hrt. Erzwungene Armut ist aber noch schlimmer, denn sie vernichtet nicht nur den Lebensmut des Unterlegenen, sondern erniedrigt auch den Sieger. Es w�re ein ebensolches Verbrechen, wie es die Deutschen an ihren Opfern zu ver�ben beabsichtigt hatten. Es w�re ein Verbrechen gegen die Zivilisation selbst." Roosevelt antwortete Stimson, dass er �nicht beabsichtige, Deutschland in einen Agrarstaat zu verwandeln", und auch Pr�sident Truman teilte sp�ter Stimsons Auffassung �ber die in Deutschland zu verfolgende Wirtschaftspolitik und ersuchte ihn, seine Vorschl�ge f�r die Behandlung Deutschlands ausf�hrlicher auszuarbeiten. �Man muss seine Regierung beaufsichtigen", erkl�rte Stimson daraufhin, �bis die im Sinne der Nazis erzogene Generation von der Bildfl�che verschwunden ist - es wird eine lange Zeit in Anspruch nehmen. Aber man darf die Deutschen nicht der Mittel berauben, ein letzten Endes befriedetes Deutschland zu schaffen, das sein Ziel in einem jenseits des Milit�rischen liegenden zivilisierten Dasein erblicken kann ... Es liegt im Interesse der gesamten Welt, dass Deutsche und �sterreicher unter dem Druck der Not nicht zu undemokratischen, r�uberischen Lebensgewohnheiten geradezu gezwungen werden."
Im Oktober 1943 trafen sich die Aussenminister Englands, der Vereinigten Staaten und Russlands in Moskau. Sie best�tigten erneut den Grundsatz der �bedingungslosen Kapitulation", verlangten die endg�ltige Beseitigung des italienischen Faschismus und die Wiederherstellung der Unabh�ngigkeit �sterreichs und sahen ferner auch f�r die Nachkriegszeit eine Zusammenarbeit zwischen den kriegf�hrenden M�chten zur Sicherung des Friedens vor. Eine weitere Konferenz fand in Kairo statt, wo Roosevelt und Churchill mit Tschiang Kaischek zusammentrafen. Sie einigten sich auf die Waffenstillstandsbestimmungen f�r Japan und verlangten darin unter anderem den Verzicht Japans auf alle Gewinne aus fr�heren Aggressionen. Auf der Konferenz von Teheran bekr�ftigten Roosevelt, Churchill und Stalin schliesslich am 28. November 1943 die Beschl�sse der Moskauer Konferenz und forderten die Schaffung eines dauerhaften Friedens durch die Gr�ndung der Vereinten Nationen.
Fast zwei Jahre sp�ter, im Februar 1945, als sich der Sieg schon klar abzeichnete, kamen sie erneut in Jalta zusammen und schlossen eine Reihe zus�tzlicher Abmachungen. Russland erkl�rte sich in einer geheimen Vereinbarung bereit, kurz nach der Kapitulation Deutschlands in den Krieg gegen Japan einzutreten; als Ostgrenze Polens wurde im grossen und ganzen die 1919 gezogene Curzon-Linie festgesetzt; Stalin verlangte von Deutschland hohe Reparationsleistungen in Sachwerten, traf jedoch bei Roosevelt und Churchill auf Widerstand, und nach eingehender Diskussion wurde die Entscheidung auf sp�ter verschoben; andere im Detail ausgearbeitete Vereinbarungen betrafen die Besetzung Deutschlands und die gerichtliche Verfolgung und Bestrafung der Kriegsverbrecher. Die Konferenzteilnehmer beschlossen ferner, die befreiten Gebiete nach den Grunds�tzen der Atlantik-Charta wieder aufzubauen, und wurden sich dar�ber einig, dass die im Sicherheitsrat der Vereinten Nationen vertretenen M�chte in Angelegenheiten, die ihre eigene Sicherheit betrafen, das Vetorecht haben sollten. Erst nach erheblichen Meinungsverschiedenheiten zwischen Roosevelt auf der einen und Stalin und Churchill auf der anderen Seite wurde entschieden, dass alle M�chte die Forderung der Sowjetunion nach zwei zus�tzlichen Stimmen in der Vollversammlung der Vereinten Nationen im Hinblick auf die hohen Bev�lkerungszahlen der Ukraine und Weissrusslands unterst�tzen sollten. Die amerikanische Delegation verliess die Konferenz mit grossen Hoffnungen, die sich jedoch sp�ter als nicht voll berechtigt erweisen sollten, und es war ehrlichste �berzeugung, als Roosevelt dem amerikanischen Volke berichtete: �Wir sind uns in unseren �berzeugungen einig geworden und haben einen Weg gefunden, miteinander auszukommen."
Nur zwei Monate nach seiner R�ckkehr aus Jalta erlag Franklin Delano Roosevelt w�hrend eines Ferienaufenthaltes in seinem �Kleinen Weissen Haus" in Georgia einem Gehirnschlag. Wenige Gestalten der amerikanischen Geschichte sind im In- und Ausland so tief betrauert worden wie er, und das Gef�hl, einen grossen und unersetzlichen Verlust erlitten zu haben, schwand lange Zeit nicht aus dem amerikanischen Volk. F�r die Leitung eines demokratischen Gemeinwesens darf jedoch grunds�tzlich niemand unentbehrlich sein, und so sollte keine lange Frist verstreichen, bis Roosevelts Nachfolger Harry S. Truman in der Innen- und Aussenpolitik die wesentlichen Ziele des New Deal mit vollem Erfolg weiterverfolgte.
Als England, die Vereinigten Staaten und die Sowjetunion im Juli 1945 zur Potsdamer Konferenz zusammentraten, war Deutschlands Kapitulation bereits Geschichte geworden, und da der Termin der englischen Wahlen mitten in die Verhandlungen fiel, waren Churchill und Clement Attlee zun�chst gemeinsam anwesend; nach den Wahlen wurde Grossbritannien von Attlee allein repr�sentiert. Im Mittelpunkt der Konferenz, die auch gewisse Probleme des Krieges gegen Japan zu er�rtern hatte, standen die Entscheidungen �ber die Besatzungspolitik und die Zukunft Deutschlands. �ber die Notwendigkeit, bei der Umerziehung der unter dem Naziregime aufgewachsenen Generation mitzuhelfen, und �ber die allgemeinen Grunds�tze, die bei der Wiederaufrichtung eines demokratischen politischen Lebens in Deutschland in Anwendung kommen sollten, wurde man sich rasch einig. Viel Zeit wurde jedoch f�r die Er�rterung der gegen Deutschland erhobenen Reparationsanspr�che aufgewandt. Man beschloss den Abtransport industrieller Anlagen und anderer Sachwerte durch die Sowjetunion aus der russisch besetzten Zone und billigte der USSR ausserdem in begrenztem Umfang zus�tzliche Sachwerte aus den Westzonen zu. Der russische Gesamtanspruch auf zehn Milliarden Dollar Entsch�digung, der bereits in Jalta erhoben worden war, blieb jedoch auch weiterhin umstritten.
Im November 1945 begannen in N�rnberg die Kriegsverbrecherprozesse, die in Potsdam vereinbart worden waren. Die deutschen F�hrer von Gestern wurden vor einem Gremium hervorragender englischer, franz�sischer, russischer und amerikanischer Juristen nicht nur der Planung und Durchf�hrung von Angriffskriegen, sondern auch des Verstosses gegen das Kriegsrecht und gegen die Gesetze der Menschlichkeit angeklagt. Diese Gerichtsverfahren beschworen noch einmal Bilder herauf, von denen sich die amerikanische �ffentlichkeit und die gesamte zivilisierte Welt nur mit Schaudern abwenden konnte: Deutsche, die in Dachau und Belsen Leichen zu Bergen stapelten, Juden in Viehwagen trieben und ihre Opfer systematisch vernichteten und vergasten, Europ�er zu Millionen versklavten und verhungern liessen und die Medizin in den Dienst des Massenmordes zwangen ... Der Hauptkriegsverbrecherprozess dauerte �ber zehn Monate und endete mit drei Ausnahmen mit der Verurteilung aller Angeklagten.
W�hrend in Potsdam noch verhandelt wurde, traten Delegierte von einundf�nfzig L�ndern in San Francisco zusammen, um den organisatorischen Rahmen f�r die Vereinten Nationen zu schaffen. Das Ergebnis einer acht Wochen dauernden Zusammenarbeit war die Charta der Vereinten Nationen, ein Plan f�r eine Weltorganisation, in der internationale Differenzen friedlich er�rtert werden sollten: eine neue Hoffnung auf den Frieden auf Erden.
Im Innern sah sich die amerikanische Regierung einer Reihe von brennenden Problemen gegen�ber, die der Gegenwart noch zu nahe liegen und so das geschichtliche Urteil zur Bescheidung zwingen. Die Entlassung der Soldaten ins Zivilleben, die Umstellung der Industrie auf Friedenswirtschaft, Arbeitsstreitigkeiten und die Stellung der Gewerkschaften, Preis- und Mietkontrollen, die Planung einer bundeseinheitlichen Politik mit dem Ziel, die Vollbesch�ftigung in der amerikanischen Wirtschaft zu gew�hrleisten - dies waren einige der Probleme, mit denen die Regierung Trumans zu ringen hatte. Nach �berwindung der unmittelbar in der Nachkriegszeit auftauchenden Umstellungsschwierigkeiten zeichnete sich jedoch die Tatsache ab, dass die amerikanische Wirtschaft st�rker als je zuvor aus dem Kriege hervorgegangen war. Das j�hrliche Volkseinkommen, welches 1939 rund 72,5 Milliarden Dollar betragen hatte, war auf 182,8 Milliarden Dollar gestiegen, und der Zuwachs in einer Weise auf die verschiedenen Schichten verteilt, die erkennen liess, dass sich die wirtschaftliche Lage der zu den niederen Einkommensgruppen geh�renden Familien gebessert hatte.
Zu den wesentlichsten und weittragendsten Problemen, die Amerika und die Welt zu l�sen hatten, geh�rte die Entwicklung und Kontrolle der Atomenergie. Im Juli 1946 schuf der Kongress die aus f�nf Mitgliedern bestehende United States Atomic Energy Commission, die mit der �berwachung der Atomenergieerzeugung in Amerika beauftragt wurde, und schrieb ausdr�cklich vor, dass diese Macht ausschliesslich Zivilisten und nicht dem Milit�r anvertraut werden d�rfe. Auf der Er�ffnungssitzung der Atomenergiekommission der Vereinten Nationen im Juni 1946 schlug Bernard Baruch im Auftrag der Vereinigten Staaten die Schaffung einer internationalen Beh�rde vor, die erm�chtigt werden sollte, die Kontrolle �ber alle mit Atomenergie zusammenh�ngenden T�tigkeiten auszu�ben, von denen eine Gef�hrdung der internationalen Sicherheit zu bef�rchten war. Sie sollte ferner das Recht haben, alle �brigen Arbeiten mit Atomenergie zu �berwachen, zu inspizieren und zu genehmigen. Der Plan sah weiter vor, die Verwendung von Atombomben zu bannen und die internationale Kontrollbeh�rde zu erm�chtigen, Verst�sse gegen den Bann zu bestrafen. Schliesslich erkl�rten sich die Vereinigten Staaten bereit, die Fertigung weiterer Bomben einzustellen, ihren Bombenvorrat zu vernichten und der Welt ihre wissenschaftlichen Erkenntnisse zug�nglich zu machen - aber nicht bevor eine entsprechende internationale Beh�rde in wirksamer Weise die Arbeit aufgenommen h�tte. Der sowjetische Sprecher Gromyko widersetzte sich jedoch einer weitreichenden internationalen Kontrolle, wie die amerikanische Regierung sie bef�rwortete, und nahm besonders daran Anstoss, dass der Baruch-Plan ein Veto gegen Anordnungen der neuen Atomkontrollbeh�rde ausschloss. Er schlug stattdessen vor, dass alle M�chte einfach ihren Verzicht auf die Anwendung von Atomwaffen erkl�ren sollten, ohne besondere internationale Kontrollen oder Inspektionen zu schaffen. Diese Meinungsverschiedenheiten zwischen den Vereinigten Staaten und der Sowjetunion in den Fragen der Atomkontrolle wie auch in anderen Abr�stungsproblemen liessen sich nicht beilegen, und es stellte sich heraus, dass der Weg zum Frieden schwierig und voll von Hindernissen sein w�rde, solange diese und andere Differenzen nicht gel�st waren.
In den Vereinigten Staaten beobachtete man mit grosser Besorgnis, wie immer gr�ssere Teile Europas unter die Gewalt sowjetfreundlicher Regierungen gerieten, ohne dass ihre Bev�lkerung Gelegenheit zu einer wirklich freien Entscheidung gehabt h�tte. Bis zum Fr�hjahr 1947 waren Polen, Ungarn, die Tschechoslowakei, Rum�nien und Bulgarien sowie die sowjetisch besetzte Zone in Deutschland diesen Weg gegangen. Als in dem gleichen Fr�hjahr 1947 die Schwierigkeiten in Griechenland gr�ssere Ausmasse anzunehmen drohten, ersuchte Pr�sident Truman den Kongress um die Billigung eines Programms, das wirtschaftliche und milit�rische Hilfe an Griechenland und die T�rkei im Werte von 400 Millionen Dollar vorsah, und erkl�rte u.a.: �Ich glaube, dass es die Politik der Vereinigten Staaten sein muss, alle freien V�lker zu unterst�tzen, die sich Unterdr�ckungsversuchen durch bewaffnete Minderheiten oder durch Druck von aussen widersetzen." Diese aussenpolitische Erkl�rung, die Truman Doctrine, wurde in den Vereinigten Staaten heftig diskutiert, fand jedoch am 15. Mai 1947 die Zustimmung des Kongresses.
Ausser Griechenland und der T�rkei ben�tigten jedoch auch andere europ�ische L�nder wirtschaftliche Hilfe, und der grosse Gegensatz zwischen der wirtschaftlichen St�rke der Vereinigten Staaten und den Schwierigkeiten, mit denen die europ�ischen Staaten bei der Beseitigung der Sch�den des Krieges zu k�mpfen hatten, erh�hte die Verantwortlichkeit der USA und verlangte nach einer wahrhaft staatsm�nnischen Tat. In diesem Zusammenhang wies Aussenminister George C. Marshall ein 5. Juni 1947 in einer Er�ffnungsansprache an der Harvard-Universit�t auf einen neuen Weg hin und erkl�rte: �Es ist logisch, dass die Vereinigten Staaten alles tun m�ssen, was in ihren Kr�ften steht, um mitzuhelfen, eine R�ckkehr zu einer normalen und gesunden Weltwirtschaft herbeizuf�hren, weil es ohne sie keine Politik auf lange Sicht und keinen gesicherten Frieden geben kann. Unsere Politik richtet sich gegen kein Land und gegen keine Ideologie, sondern gegen Hunger, Armut, Verzweiflung und Chaos. Sie muss nach der Erneuerung einer lebensf�higen Weltwirtschaft trachten und so politische und wirtschaftliche Verh�ltnisse ins Leben rufen, unter denen freie Einrichtungen existieren k�nnen."
Die Wirtschaftshilfe, die Marshall in dieser Rede verlangte, h�tte nach der urspr�nglichen Absicht ihres Sch�pfers ganz Europa einschliesslich der Sowjetunion und der unter ihrem Einfluss stehenden L�nder zugute kommen sollen. England und Frankreich gingen auch unverz�glich und begeistert auf Marshalls Angebot ein und forderten die Sowjetunion auf, sich ihnen anzuschliessen. Molotow aber griff den Marshallplan als �imperialistische Verschw�rung" an. Auch in den Vereinigten Staaten rief der Plan scharfe Kritik hervor, denn zahlreiche Senatoren zogen ihn wegen der erforderlichen gewaltigen Geldaufwendungen in Zweifel. Es kam jedoch zu einer Einigung, als Senator Arthur H. Vandenberg von Michigan, ein f�hrender republikanischer Politiker und fr�herer Anh�nger des Isolationismus, Marshall unterst�tzte und viele seiner Kollegen f�r eine entschiedene Billigung des Prinzips einer von beiden Parteien getragenen Aussenpolitik gewann. Im April 1948 schuf der Kongress durch ein Gesetz das Europahilfsprogramm (European Recovery Program), mit dem sich die Vereinigten Staaten in einem Vierjahresplan zu wirtschaftlicher Hilfe an sechzehn europ�ische L�nder verpflichteten, und bewilligte f�nf Milliarden Dollar f�r das erste ERP-Jahr. Zweieinhalb Jahre nach dem Beginn des Europahilfsprogramms - im Februar 1951 - war die wirtschaftliche Wiedergesundung Europas zu einer unleugbaren Tatsache geworden. Die industrielle Produktion hatte den Stand der Vorkriegsjahre um 27% �berschritten; es wurden 24% mehr Rohstahl, 90% mehr Motorfahrzeuge und 25% mehr Textilprodukte hergestellt. Die Bauern konnten im Jahre 1950 eine Rekordernte einbringen und hatten in der Viehzucht den Stand der Vorkriegszeit erreicht. Die Erzeugung von elektrischem Strom war um mehr als 80% gestiegen. Die W�hrungen der verschiedenen L�nder waren stabilisiert worden. Der Strom der ERP-Lieferungen aus den Farmen, W�ldern, Bergwerken und Fabriken der westlichen Hemisph�re nach Westeuropa war st�ndig angewachsen. Der amerikanische Kongress hatte im Namen des amerikanischen Volkes Waren und Dienstleistungen im Werte von 12 Milliarden Dollar Europa zur Verf�gung gestellt.
Als die Welt so in die zweite H�lfte des 20. Jahrhunderts eintrat, war sich die grosse Mehrheit des amerikanischen Volkes dessen bewusst, dass die politische, wirtschaftliche und moralische Isolierung der Vereinigten Staaten endg�ltig und vollst�ndig zum Abschluss gekommen war. Im Inneren arbeitete die Nation an der Vervollkommnung von Reformen, die bereits in der New Deal-Periode eingeleitet worden waren; die Aussenpolitik der USA war vor allem darauf festgelegt, ein wirtschaftlich gesundes und politisch freies Westeuropa schaffen zu helfen, das die Keimzelle einer besseren Zukunft f�r die gesamte Welt werden sollte, wie Pr�sident Truman es in einer denkw�rdigen Botschaft an den amerikanischen Kongress im Januar 1949 formulierte, in der er die Fortsetzung der Hilfeleistungen an die freien V�lker forderte und das Bekenntnis Amerikas zu seinen demokratischen Grunds�tzen erneuerte:
�Die Demokratie allein vermag den V�lkern der Welt die lebendige Kraft zur Tat zu geben, um nicht nur gegen ihre menschlichen Bedr�cker, sondern auch gegen ihre uralten Feinde Hunger, Elend und Verzweiflung siegreich zu bestehen. Die Geschichte hat unserer amerikanischen Demokratie einen neuen Einfluss und eine neue Verantwortung gebracht."
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