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Volume 6, issue 1 (summer 1998)
Das eucharistische Brot tab'o in der Syrisch-Orthodoxen
Kirche
1
von Gabriel Rabo
I. Einleitung
Das Brot für die Eucharistiefeier war in der Ostkirche,
aber auch in der lateinischen Kirche, bis zur Mitte des 5. Jhs. das
gewöhnliche Brot, 2 dann entwickelte sich eine vom
christlichen Geist geprägte Form mit unterschiedlichen
Kennzeichen. Die älteste Form, wohl ein Vorläufer des
heutigen Hostienstempels, ist möglicherweise das ganz
punktierte Flachbrot mit in der Mitte eingeritzten Kreuzchen.3
Über sein genaues Alter ist nichts bekannt. Das Brot
verwendeten die Ostsyrer wahrscheinlich sowohl als
gewöhnliches Nahrungsmittel wie auch für den
eucharistischen Zweck. Als eucharistischen Hostienstempel kann man
zunächst an den koptischen Tonstempel denken, der mit einem
Reliefbild oder -negativ versehen ist.4 Ebenfalls hat
sich im syrisch-orthodoxen Ritus eine besondere und
eindrückliche Gestalt für das eucharistische Brot
entwickelt, welches mit verschiedenen Namen belegt wurde. Diese Art
des Brotes dürfte spätestens schon vor dem Ende des 8.
Jhs. in Gebrauch gewesen sein, da die beiden Liturgiekommentatoren
Iwannis Bischof von Dara (+860) und Mose Bar Kepha (+903) sie in
ihren Werken besprechen. Das eucharistische Brot wird tab'o,
furshono (arab. burshan, abgeleitet vom syrischen
Wort furshon, furshono), bukro und
fristo genannt. Der Name tab'o, der heute allgemein
gebräuchlich ist, kommt von dem syrischen Verb tba'
(abdrücken) und bezeichnet einen aus Holz gemachten Stempel
(Abdruck), mit dem der Teig des eucharistischen Brotes geformt
wird. Der ancrwp wird wohl so benannt, weil die
Gläubigen ihr eigenes Mehl für das eucharistische Brot
als Darbringung in Anlehnung an Lv 6,7-16 opfern. Das Wort
furshono kommt von dem Verb frash und bedeutet
'trennen'. Der Name bukro, 'Erstgeborener', bezieht sich auf
paulinische Aussagen: "Wenn er den Erstgeborenen wieder in
die Welt einführt" (Hebr 1,6) und Christus als 'Erstling der
Auferstehung' (1 Kor 15,19). Der andere Name fristo leitet
sich von dem Verb fras (ausdehnen) her und ist
wahrscheinlich der einfache Name für das Flachbrot.
II. Herstellung
Die Hostie tab'o ist rund, ca. 1,5 cm dick und im
Durchmesser etwa 7 cm groß. Sie wird kreuzweise
gleichmäßig in vier große Teile geteilt; jeder
Teil wird weiter in drei Stücke geschnitten. Die Hostien
werden für jede Eucharistiefeier täglich frisch gebacken.
Es wird erst nach dem Sonnenuntergang, am Vorabend des jeweiligen
Tages der Zelebration, mit dem Kneten des Brotes begonnen, weil der
neue Tag in der syrischen Kirche wie im Judentum nach dem
Sonnenuntergang, d.h. nach dem Abendoffizium beginnt. Der Teig der
Hostie besteht aus weißem, sauber durchgesiebtem Mehl, aus
klarem warmem Quellwasser, Sauerteig vom letzten Backen und aus ein
wenig Salz,5 dessen symbolische Bedeutung aus 2 Kön
2,19-22 und aus Mk 9,49-50 abgeleitet wird. Das Mehl wird aus
handverlesenen Weizenähren mit einer Handmühle gemahlen;
während der Erntezeit wird das Getreide nach der Tradition im
Tur'Abdin von den Gläubigen wöchentlich als qsoto,
d.h. als Opfergabe, zum Priester bzw. Hostienbäcker gebracht.
Der Teig wird von einem Diakon, Mönch oder Priester in der
Kirche, im Pfarrhaus oder beim Messner bei Psalmen und nach Yahya
Ibn Garir (11. Jh.) "wie manche sagen" nüchtern 6 geknetet und in
ein dafür bestimmtes weißes Tuch gelegt. In diesem wird
er unter einem Gesang eines wahrscheinlich von Ephrem dem Syrer
(+373) verfaßten Hymnus 7 hin und her geschwungen und dann
bis zur Durchsäuerung beiseite gelegt. Der Teig wird
zunächst gleichmäßig in Stücke geschnitten und
mit dem eigentlichen tab'o (Hostienstempel) aus Holz 8
geformt. Dabei begnügt man sich damit, die Oberfläche der
Hostienstempel mit etwas Öl einzustreichen, um zu verhindern,
daß der Teig festklebt. Der Holz-tab'o hat auf beiden
Seiten einen Stempel. Ein Stempel ist für die normalen Hostien
jeder Eucharistiefeier, der andere Stempel für die Hostie der
Eucharistiefeier am Donnerstag der Geheimnisse
(Gründonnerstag) bestimmt. Letzterer wird bukro (s.u.)
genannt. Nach dem Stempeln der Teigstücke werden diese nun
kreuzweise an fünf Stellen der Oberfläche angestochen. In
die Rückseite der Hostien werden mit einem kleinen
Hölzchen fünf kleine Kreuzchen gestochen. Am frühen
Morgen vor der Messe beginnt man dann, die Hostien frisch zu
backen. Als Bestandteil des Brennstoffs bestimmte Yahya Ibn Garir
das "Holz, dessen Frucht wohlschmeckend ist".9 Nach dem Backen
aller Hostien wird die beste, schönste und reinste Hostie, die
nicht angebrannt und verkümmert ist, für den Altar zur
Konsekration ausgewählt.10 Sie darf auf keinen Fall
zerbrochen, verbrannt oder beschädigt werden.
Die Anordnung der Hostie auf der Patene während der
Eucharistiefeier ist im Verlauf des Kirchen-Jahreskreises
verschieden: Von Weihnachten bis Karfreitag 11 wird die
Figur des Lammes (emro), von Karsamstag bis zum
Kreuzerhöhungsfest am 14. September die des Gekreuzigten
(zqifuto) und vom Kreuzerhöhungsfest bis Weihnachten
die des Jünglings (talyo) oder des Menschen
(barnosho) verwendet. Zum Bild des Lammes
wird die Hostie vom Priester während der Brechung und
Bezeichnung (qsoyo wa-rshomo) in zwei Hälften (A B)
gebrochen und die oberen Eckstücke des linken (C) und rechten
(D) Teils werden abgetrennt. Dann werden die beiden Hälften (A
B) so in die Patene gelegt, daß ihre beiden Ränder
einander berühren. Eines der Eckstücke (C oder D) wird
oben von dem Gesamten getrennt angeordnet und soll so den Kopf der
Lammfigur bilden. Für die Jünglingsfigur
wird die Hostie zunächst bis zum oberen Bruchstück (C)
wie bei der Lammfigur bearbeitet. Der Priester befeuchtet mit dem
in den Kelch eingetauchten Stück (C) die beiden Hälften
(A B) der Hostie und legt dann das Stück (C) in der Oberkante
der Hälften (A B) wieder wie bei der Lammfigur.
Anschließend werden die beiden Hälften (A B) in zwei
Abschnitte, jeweils für ein Bein, geteilt. So besteht die
Jünglingsfigur aus fünf Teilen. Die Figur des
Gekreuzigten wird sorgfältiger als die anderen
angeordnet. Die Brechung wird wie bei anderen Figuren bis zum
Stück (C) für die Position des Hauptes bearbeitet. Die
beiden Hälften (A B) werden in weitere acht Teile
zerschnitten. Für den Körper (a b) und die Arme (c d)
werden vier Stücke, für das Becken das einzelne
Stück (e) und für die Beine die anderen zwei Stücke
(f g) verwendet. Das Stück D wird in die Unterkannte (unter
den Stücken f g) gelegt und versinnbildlicht nicht die
Füße, sondern den Adamsschädel, der nach der
syrischen Tradition auf Golgotha liegt, wo das Kreuz Jesu stand.12
III. Kommentar
Die Stücke der Hostie sind mit einem Kreuz versehen und
bilden insgesamt die symbolische Zahl Zwölf, für die
zwölf Apostel. Die im äußeren Kreisring der Hostie
eingeprägten Punkte symbolisieren die 72 Missionare und die
den Leib Christi empfangenden Gläubigen; die vier großen
Teile sind ferner das Symbol für die vier Evangelisten.13
Die fünf Einstiche auf der Hostienoberfläche
symbolisieren die fünf Wundmale Christi, nämlich die
durch die Lanze, den Dornenkranz und die drei Nägel des
Kreuzes.14 Die zweite Art der Hostie bukro, die
aus vier Teilen besteht, ist nur für die Eucharistiefeier am
Donnerstag der Geheimnisse bestimmt. An diesem besonderen Tag wird
die Eucharistie der Bukro-Hostie gefeiert. Am Donnerstag der
Geheimnisse werden einfache und Bukro-Hostien gebacken und
von zwei Diakonen an alle Familien der jeweiligen Pfarrei verteilt;
d.h. für jede Person ist eine einfache Hostie und für
jede Familie eine Bukro-Hostie und ein Stück Sauerteig
bestimmt, der nach syrischer Tradition seit der Zeit der Apostel
bis in die Gegenwart überliefert wird. Dieses Teigstück
mischt man mit anderem eigenem Teig, so daß man das ganze
Jahr über den gechenkten Segensteig zur Verfügung hat.
Die Hostie wird nicht einfach gegessen, sondern als Segensbrot oder
-gegenstand für das Haus zum Schutz vor dem Bösen oder
zum Zweck der Getreidesegnung zwischen dem Getreide aufbewahrt.
Diese sehr alte syrische Tradition ist im Tur 'Abdin noch immer
lebendig.
In bezug auf das Backen des eucharistischen Brotes ist
anzunehmen, daß die Gläubigen es früher selber
hergestellt und am gleichen Tag als Opfer auf den Altar gebracht
haben. Da aber die Regeln beim Brotbacken häufig nicht genau
eingehalten wurden, wurde dann festgelegt, daß die
Gläubigen das Brot nicht mehr selber backen, sondern das Mehl
dafür zum Hostienbäcker bringen sollten.
Neben dieser Opferung der Hostie gab es damals noch einen
anderen Opferbrauch in der syrischen Kirche, der heute in
Vergessenheit geraten ist: Man legte zu Beginn der Weizenernte
neben die Hostie zwölf Körner einer Weizenähre in
die Patene, um das Erstlingsgetreide zu opfern. Rahmani bezieht
diesen Brauch auf den 4. von den Aposteln gesprochenen Kanon.15
In gleicher Weise bringt man auch noch heute ab und zu frische
Trauben während der Erntezeit statt des Weines dar.
Die vier Bestandteile des eucharistischen Brotes: Mehl, Wasser,
Sauerteig und Salz - so Mose Bar Kepha und Dionysius Ya'qub Bar
Salibi (+1171) - symbolisieren wohl die vier Elemente des Kosmos,
aus denen die Körper zusammengesetzt sind, d.h. die Erde, das
Wasser, das Feuer und die Luft.16 Mehl, Wasser und Sauerteig
sind gleichseitig ein Abbild der Dreifaltigkeit.17
Außerdem wird aber auch das Olivenöl als Bestandteil
für die Hostie bei Isaak von Antiochien (+460), dem
Patriarchen Yuhannun Bar Shushan von Antiochien (+1072), Yahya Ibn
Garir und dem Papst Christodulos von Alexandrien (+1077) genannt,
wobei hier zwischen den letzten beiden eine heftige Diskussion
entstand, weil letzterer in den Teig weder Salz noch Öl
mischte.18 Bar Salibi und Yahya Ibn Garir sehen im
[Oliven]öl einen der wichtigsten der oben genannten
Bestandteile des eucharistischen Brotes.19 Letzterer
bevorzugt das Öl vor allem Anderen und mißt ihm einen
hohen Rang zu, weil die mit Öl übergossenen Speiseopfer
in Lv 2,1-7 und die mit Öl gekneteten zwölf Brotkuchen in
Lv 24, 5-7 Vorbilder der Eucharistie (qurbono) seien: "Das
Öl im Qurban ist wie die Seele im Leib".20 Ob das
Öl auch heute tatsächlich ein Bestandteil im
eucharistischen Brot ist, kann hier allgemein nicht beantwortet
werden. Jedenfalls wird es als Hilfsmittel gegen das Kleben des
Teiges am Stempel verwendet.
Der Teig darf niemals von einer Frau, auch nicht von einer
Jungfrau, vorbereitet werden, weil die Frau nach den syrischen
Kirchenvätern den Menschen zum Sündenfall verführt
hat. Sind die oben genannten Personen abwesend, kann ein
jungfräulicher Laie diese Aufgabe übernehmen. Die
Tradition des täglich frisch gebackenen eucharistischen Brotes
geht nach Yuhannun von Tella (+538), Bar Salibi und Gregorius
Yuhannun Bar 'Ebroyo (+1286) bis auf die Apostelzeit zurück.
Sie vergleichen im Anschluß an Paulus (1.Kor 10,3) das
täglich frisch gebackene eucharistische Brot mit dem
"himmlischen Manna für die Israeliten", 21 das man
täglich frisch aß und das für den nächsten Tag
nicht aufgehoben werden konnte. Es ist möglich, daß die
Hostien zu früheren Zeiten in einem nur dafür bestimmten
Ofen gebacken wurden, weil es früher einen solchen kleinen
Ofen, genannt arwunt, auf einem syrischen, aber auch auf dem
koptischen Kirchhof im alten Kairo gab. Heute backt man sie - so
nach der syrischen Tradition im Tur 'Abdin - auf einer
gewöhnlichen Blechplatte.
Mehrere Hostien können für die Eucharistie je nach
Bedarf der Kommunizierenden, z.B. am Donnerstag der Geheimnisse, an
dem jedem syrisch-orthodoxen Christ grundsätzlich der Empfang
der Kommunion empfohlen wird, zum Altar gebracht werden. Bis zu
drei Hostien können ohne weiteres gebracht werden. Aber sonst
soll man sie immer als Einzelstücke und nicht paarweise
nehmen. Mose Bar Kepha vergleicht die eine Hostie mit dem
mensch-gewordenen Logos, die zwei Stücke mit der
Menschheit und Gottheit Christi und die drei Stücke
mit den drei Personen der Dreieinigkeit.22 Bar 'Ebroyo
weist in seinem Nomokanon darauf hin, daß er - wie auch
Yuhannun von Tella - keine Regel kennt, wonach die Hostien einzeln
oder paarweise auf den Altar dargebracht werden sollen. Er schreibt
allerdings an Klemens, man solle am Samstag drei Brote
für die Zahl der Dreieinigkeit und am Sonntag vier
Brote der Zahl der vier Evangelisten entsprechend für den
Altar nehmen.23 Die auf den Altar gebrachten Hostien
dürfen nie mehr weggenommen werden, wohl aber dürfen
andere hinzugefügt werden, solange das Velum auf dem Kelch und
der Patene ausgebreitet ist. 24 Jedes Stück der
konsekrierten Hostie, des Leibes Christi, wird in Anlehnung an Jes
6,6-7 gmurto, wörtlich 'Glühkohle' genannt, 25
welche die Gottheit und Menschheit Christi darstellen soll. Ephrem
der Syrer, Ya`qub von Sarug (+521) und Yuhannun von Tella nennen
sie margonito, d.h. 'Perle'.26 Außer den für den
Altar bestimmten Hostien werden einige (meistens wird eine
besonders große gebacken) für das Eulogion
(burkto) genommen, die während der Eucharistiefeier vor
der Predigt und nach der Segnung in viele kleine Teile geschnitten
und am Ende der Eucharistiefeier von einem Diakon, der eine Kerze
in der rechten Hand hält, vor dem Ausgang der Kirche stehend
an alle Gläubigen verteilt werden.
Für die syrische Kirche wie auch für einige andere
orientalische Kirchen hat die Verwendung des gesäuerten Brotes
(lahmo hami'o) für die Eucharistiefeier eine
entscheidende Bedeutung, im Gegensatz zum Brauch der
abendländischen und mancher anderer orientalischen (z.B. der
armenischen) Kirchen. Dieser Brauch war schon in der alten Kirche
von Antiochien bekannt. So kritisiert Ephiphanius, der Bischof von
Zypern (+403) die judenchristlichen Ebioniten, weil sie
ungesäuertes Brot und nur Wasser für die Eucharistiefeier
verwendeten.27 Johannes Chrysostomos (+407) bezeugt auch, da
die aus Erde bestehende Substanz des Menschen dem Tod unterworfen
sei, habe nun Christus den zweiten Teig vorbereitet. Ein
noch deutlicherer Beweis für den Gebrauch des gesäuerten
Brotes in der frühen Kirche von Antiochien ist die Kritik des
Rabbula von Edessa (+435) an den fastenden Mönchen des
Klosters von Perin, die absichtlich mehr gesäuerten Teig
für das eucharistische Brot verwendeten, das ihnen dann
zugleich als Speise diente.28 Mose Bar Kepha und Bar Salibi,
die hier von Yuhannun Bar Shushan abhängig sind, beantworten
diese wichtige Frage des gesäuerten oder ungesäuerten
Brotes gegenüber den Armeniern ganz deutlich, indem sie
betonen, daß der Begriff lahmo (Brot) sich stark vom
fatiro (Ungesäuerten) unterscheide. Der lahmo
besteht zweifellos aus hmiro (Sauerteig) der die
Lebendigkeit versinnbildlicht. Der fatiro aber besteht nur
aus Mehl und Wasser, was die Sterblichkeit symbolisiert. Bar Kepha
und Bar Salibi sagen weiter, wobei sie sich auf Worte der
Evangelisten und des Paulus stützen, unser Herr - so ebenfalls
auch bei Maruta von Tagrit (+649) in seinem Kommentar zu den
Evangelien 29 - habe beim Abendmahl den lahmo (das
Brot) und nicht den fatiro (das ungesäuerte Brot)
genommen. Nach diesen beiden Kirchenlehrern ist das Brot der
Einsetzungsberichte also gesäuert. Sie beziehen sich dabei
auch auf das Gleichnis vom Sauerteig (Mt 13,33).30 Ebenso meint
Yahya Ibn Garir, Jesus habe sich als das vom Himmel
herabgekommene Brot bezeichnet. Er habe nicht gesagt, er sei
das ungesäuerte Brot. Und er betont: "Wie der Leib
Jesu das Vollkommenste ist, so muß auch zur Materie des
qurban die vollkommenste Brotart genommen werden, also
gesäuertes Brot".31 Nach Rahmani waren frühe
Kirchenlehrer wie Ephrem der Syrer und Rabbula von Edessa
andererseits aber auch der Meinung, daß Jesus
ungesäuertes Brot am Tag der ungesäuerten Brote aß.
Der Patriarch Yuhannun von Antiochien (+649) und der Bischof
Lo'ozor Bar Sobto von Bagdad (9. Jh.) geben dieselbe
Überlieferung wieder.32 Das eucharistische Brot ist
aber Ephrem zufolge aus Sauerteig. Dabei bezieht er sich negativ
und polemisch auf das ungesäuerte Brot des jüdischen
Pascha: Sauerteig schenkt das Leben aber Ungesäuertes den
Tod.33
Das eucharistische Brot ist in der
Syrisch-Orthodoxen Kirche eines der wichtigsten liturgischen
Elemente, desen Symbolik das theologische Herz und die
Frömmigkeit der Kirche zum Ausdruck bringt. Viele liturgische
Traditionen, aber auch Bräuche der syrischen
Volksfrömmigkeit, die ihren Ursprung schon in der Alten Kirche
haben, wurden und werden im Tur 'Abdin praktiziert.
Notes
1
Diese Arbeit wurde am 14.08.1996 auf dem VII. internationalen
Syrologenkongreß, dem sog. 'Symposium Syriacum', in Uppsala,
Schweden vorgetragen. Sie ist in den folgenden Zeitschriften
veröffentlicht: Kolo Suryoyo No 117-118,
(Sept-Okt) 1997, S. 167-173; Hermeneia, Zeitschrift für
ostkirchliche Kunst, Bd 14, Heft 1, April 1998, (Herten) S.
7-14; Orientalia Christiana Analecta (OCA) 256,
Symposium Syriacum VII, (Roma 1998), S. 139-147.
2
Vgl. O. Casel, "Altchristliche Liturgie bis auf Konstantin d. Gr.",
JLW 9, (Münster
1929), 229-260, hier 232.
3
Vgl. F. J. Dölger, "Heidnische und christliche Brotstempel mit
religiösen Zeichen", Antike und Christentum, 1,
(Münster 1929), 1-46, hier 27, (Tafel 7 unten links).
4
Vgl. ebd., 10 f.
5
Vgl. E.S. Drower, Water into Wine, A Study of Ritual Idiom in
the Middle East, London 1956, 55.
6
Vgl. G. Graf, "Die Eucharistielehre des Jakobiten Yahya Ibn Garir",
OC 37 (Wiesbaden 1953),
100-115, hier 108.
7
Dieser Hymnus wird nach der Melodie quqoyo gesungen und
lautet: eno no lahmo d-haye emar moran, d-men raumo l-'umqo
nehtet tursoyo l-'olmo, shalhan(y) abo melto d-lo besro, w-ak akoro
zar'an(y) gabriel, w-qabeltan(y) karsoh d-maryam ak ar'o tto, w-ho
mzayhin li b-idayhun kohne 'al madbho haleluya badmut malake.
"Ich bin das Brot des Lebens, sagte unser Herr, der aus der Hoheit
[Himmel] in die Tiefe [Erde] hinabgestiegen ist, zur Nahrung
für die Welt. Der Vater sandte mich als Wort ohne Fleisch,
Gabriel pflanzte mich wie ein Ackermann, und Maria empfing mich in
ihrem Mutterschoß wie ein gutes Feld. Nun tragen mich die
Priester (lobend) mit ihren Händen auf den Altar H[alleluja]
im Bild der Engel." Textausgabe: E. Barsaum, ktobo d-shumloyo
d-qurobo lfut tekso d- ´ito suryoyto trisat shubho, dayro
d-kurkmo [Kloster Zafaran, Mardin] 1912, 61.
8
Die Hostienstempel können auch aus einem Stein sein, obwohl
solche heute nicht mehr in der syrisch-orthodoxen Kirche gibt, aber
ein solcher Steinstempel befindet sich in Kairo und in der St.
Stephans-Kirche in Jerusalem. Vgl. A.A. King, The Rite of the
Eastern Christendom, 1, (Rom 1947), 102.
9
Vgl. Graf, "Die Eucharistielehre" (oben Anm 5), 108.
10 Vgl. Dölger, "Heidnische und christliche Brotstempel"
(oben Anm 2), 35; Graf, "Die Eucharistielehre" (oben Anm 5),
108.
11 Zur Erklärung der Anordnung der Figuren wird immer der
Karfreitag herangezogen. Am Karfreitag aber wird die Eucharistie
nicht gefeiert.
12 Vgl. G. Rabo, Die Eucharistiefeier der
Syrisch-Orthodoxen Kirche von Antiochien, 92 f,
[unveröffentlichtes Manuskript]; Drower, Water into
Wine (oben Anm 4), 144 ff.
13 Vgl. ebd., 55.
14 Vgl. E. Kaplan, pushoq gmirut gmiruoto,
[unveröffentlichtes Manuskript], 15.
15 Vgl. E. Rahmani, Les Liturgies Orientales et
Occidentales, Beyrouth 1929, 70.
16 Vgl. Mose Bar Kepha, ktobo d-pus'oq (a)roz qurbono
Kurban Sirrinin Tefsiri, hg. E. Bilgiç, Mardin 1957,
30; Kaplan, pushoq gmirut gmiruoto, (oben Anm 13), 13
f.
17 Vgl. Graf, "Die Eucharistielehre" (oben Anm 5), 108.
18 Vgl. King, The Rite of the Eastern Christendom,
1 (oben Anm 7), 102 ff; E. Rahmani, Les Liturgies
(oben Anm 14), 69.
19 Vgl. BO II, (Rom
1721), 182 f.
20 Vgl. Graf, "Die Eucharistielehre" (oben Anm 5), 108; W. de
Vries, Sakramentenlehre bei den syrischen
Monophysiten, OCA 125,
(Rom 1940), 159 f.
21 Vgl. King, The Rite of the Eastern Christendom,
1 (oben Anm 7), 104; BO
II, 185; G. Barhebräus, Nomocanon (Hudoye), hg.
St. Ephrem der Syrer Kloster, Glane21986, 22.
22 Vgl. Mose Bar Kepha, ktobo d-pushoq (a)roz
qurbono (oben Anm 15), 24 f; I. Saka, pushoq qurobo,
tafsir-ul-quddas, Bagdad 21977, 9.
23 Vgl. Barhebräus, Nomocanon (oben Anm 20),
22 f.
24 Vgl. King, The Rite of the Eastern Christendom,
1, (oben Anm 7), 106; Saka,pushoq qurobo (oben Anm
21), 9.
25 Vgl. Bar Salibi, BO
I, (Rom 1719), 79.
26 Vgl. King, The Rite of the Eastern Christendom,
1, (oben Anm 7), 102.
27 Vgl. Rahmani, Les Liturgies (oben Anm 14),
65.
28 Vgl. ebd., 65.
29 Vgl. Maruta, BO I,
180.
30 Vgl. Mose Bar Kepha, ktobo d-pushoq (a)roz
qurbono (oben Anm 15), 29 f; Bar Salibi, BO II, 183.
31 Graf, "Die Eucharistielehre" (oben Anm 5), 107.
32 Vgl. Rahmani, Les Liturgies (oben Anm 14), 66
f.
33 Vgl. ebd., 63.
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